Der Kakaosektor in Westafrika, insbesondere an der Elfenbeinküste und in Ghana, steht vor großen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Dazu zählen auch Abholzung und Kinderarbeit. Genau diese Herausforderungen sind der Grund, warum sich die Rainforest Alliance für eine nachhaltigere Landwirtschaft in dieser Region einsetzt. In Westafrika wird der überwiegende Teil des weltweiten Kakaos produziert.
Als Reaktion auf Berichte, dass es auf zertifizierten Farmen zu Abholzungen kam, führte UTZ (eine internationale Organisation für nachhaltige Landwirtschaft, die sich im vergangenen Jahr mit der Rainforest Alliance zusammengeschlossen hat) von 2017 bis 2018 eine Risikoanalyse durch. Ziel war es, zu ermitteln, wie hoch die Gefahr illegaler Abholzungen ist. Die Analyse identifizierte 61 (Farmer-)Gruppen an der Elfenbeinküste und stufte diese als „hochgradig risikobehaftet“ ein – entweder aufgrund ihrer Nähe zu Schutzgebieten oder weil hohe Verluste der Walddecke entdeckt wurden. Als Folge dessen haben wir diese 61 Gruppen im Jahr 2018 dazu verpflichtet, vollumfängliche GPS-Daten für ihre Farmen bereitzustellen.
Zur Stärkung der Transparenz entlang der Kakaolieferkette hat die Rainforest Alliance zudem einen strengeren Qualifizierungs-Plan für Westafrika, den Cocoa Assurance Plan, aufgesetzt und diesen im April 2019 verkündet. Im Rahmen dessen haben wir alle neuen Kakaozertifizierungen an der Elfenbeinküste und in Ghana ausgesetzt. Seit September 2019 sind die Zertifizierungen für 30 der 61 „hochgradig risikobehafteten“ Gruppen ausgelaufen. Darüber hinaus bleiben 26 Zertifizierungen aktiv, vier weitere werden aktuell überprüft und eine Zertifizierung wird ausgesetzt.
Im Juni wurde vom Forstministerium der Elfenbeinküste ein neues Waldschutzgesetz und neue Schutzgebietskarten veröffentlicht. Auf Basis dieser Daten kartieren wir nun 432.202 UTZ-zertifizierte Kakaokleinbauer an der Elfenbeinküste. Um höchstmögliche Transparenz zu gewährleisten, werden wir unsere Fortschritte kontinuierlich kommunizieren. Ziel ist es, bis 2021 hundert Prozent der zertifizierten Betriebe zu kartieren.
Bisher haben wir unter der Berücksichtigung der im Juni 2019 neu angepassten Schutzgebiete (Juni 2019 MINEF) GPS-Daten für 15 Prozent der Farmen an der Elfenbeinküste kartiert, die 2018 und 2019 zertifiziert wurden. Im Rahmen dieser laufenden Kartierungsarbeiten hat das UTZ-Programm bisher festgestellt: 4.932 Kleinbauern an der Elfenbeinküste, deren Farmen sich innerhalb der neu angepassten Schutzgebiete befinden, waren bis zum 30. September 2019 im Rahmen von Farmzertifizierungen zertifiziert. Diese Farmzertifizierungen sind somit am 30. September 2019 ausgelaufen und die Farmen wurden nicht re-zertifiziert.
Auch Kinderarbeit ist ein schwerwiegendes Problem im Kakaosektor. Ein einfaches Verbot von Kinderarbeit in zertifizierten Betrieben reduziert und beseitigt Kinderarbeit jedoch nicht effektiv. Denn es ist äußerst schwierig, Kinderarbeit während eine Kontrolle (Farm-Audit) in einer abgelegenen Region zu identifizieren. Deshalb wenden wir einen „Assess and Address“-Ansatz an, der im Kakaosektor als Child Labor Monitoring and Remediation System (CLMRS) festgeschrieben wurde. „Assess and Address“ bedeutet, potenzielle Gefahren von Kinderarbeit frühzeitig zu identifizieren und umgehend geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Kinderarbeit ist in zertifizierten Betrieben natürlich weiterhin verboten. Zusätzlich zu den Verboten werden Farmen und Farm-Gruppen geschult und dazu aufgefordert Systeme einzuführen, die Risiken von Kinderarbeit einzuschätzen und zu überwachen. Stellen sie Risiken fest, sind sie dazu verpflichtet, sofortige Maßnahmen durchzuführen. Kontrolleure (Auditoren) werden im Rahmen von Kontrollen (Audits) nicht nur Hinweise auf Kinderarbeit untersuchen, sondern auch ein besonderes Augenmerk auf diese durch die Farmen und Farm-Gruppen eingerichteten Präventionsmaßnahmen legen.
Zertifizierungsprogramme können ein starkes Instrument sein, um einen Wandel in einem Sektor voranzutreiben – können jedoch keine Garantie für ein so komplexes und tief verwurzeltes Problem wie Kinderarbeit bieten. Tatsächlich können Zertifizierungen in diesem Bereich zu Fortschritten nur in Verbindung mit einer starken Politik, einer konsequenten Durchsetzung dieser, Aufklärung über das Thema und verbesserten Lebenschancen für Kakaobauern beitragen, die in der globalen Lieferkette oft das am stärksten benachteiligte Glied darstellen.
Die Rainforest Alliance leistet ihren Beitrag, indem sie konsequent und transparent an der Verbesserung ihrer Standards, (Qualitäts-)Sicherungsmechanismen und damit verbundenen Maßnahmen arbeitet. Das neue Rainforest-Alliance-Zertifizierungsprogramm 2020, das sich aktuell in der Entwicklung befindet, ist der erste Schritt, unseren Zertifizierungsansatz neu zu gestalten. Dieser neue Ansatz bedeutet unter anderem, dass es neue Regelungen und Prozesse sowie verschärfte Auditoren- und Zertifizierungsschulungen geben wird, um die Qualität unseres Zertifizierungsprogramms zu sichern und zu verbessern. Gleichzeitig wollen wir noch stärker auf neue Technologien, wie die Geodatenanalyse, setzen.
Zusammenarbeit ist der Schlüssel für Veränderungen, um das Leben der Kakaobauern und ihrer Familien zu verbessern – und gleichzeitig das wichtige Regenwaldökosystem in den Kakaoanbaugebieten zu schützen. Wir sind Partner der Cocoa & Forests Initiative, einer Multi-Stakeholder-Initiative, an der die Regierungen der Elfenbeinküste und Ghana beteiligt sind. Die Initiative fokussiert sich darauf, Abholzung abzuschaffen und Wälder wiederaufzuforsten. Darüber hinaus ist die Rainforest Alliance Partner der International Cocoa Initiative. Dies ist eine Stiftung, die verschiedene Akteure der Kakao- und Schokoladen-Industrie zusammenbringt, unter anderem zivilgesellschaftliche Gruppen, landwirtschaftliche Gemeinschaften und nationale Regierungen der kakaoproduzierenden Länder – mit dem Ziel, eine bessere Zukunft für Kinder zu sichern und die Abschaffung von Kinderarbeit voranzutreiben.
Die Rainforest Alliance setzt sich weiterhin nachdrücklich für die Verbesserung von sozialen Belangen und Umwelt-Fragen auf zertifizierten Kakaofarmen in Westafrika ein. Wir glauben, dass wir zusammen mit allen anderen Akteuren der globalen Lieferkette eine gemeinsame Verantwortung haben, um dazu beizutragen, den Kakaosektor in Westafrika nachhaltiger zu gestalten und Farmer und Kakaoproduzenten zu unterstützen.