Die Natur- und Umweltschutzorganisation Rainforest Alliance wurde von der Nachhaltigkeitsinitiative für Gewürze „Sustainable Spices Initiative“ (SSI) ausgewählt, den Standard für nachhaltige Landwirtschaft „Sustainable-Agriculture-Network-Standard“ (SAN-Standard) auch für den Anbau von tropischen Gewürzen zu adaptieren. Dies kündigte die Rainforest Alliance gestern auf dem elften Weltgewürzkongress „World Spice Congress“ in Pune, Indien an. SSI ist nach eigenen Angaben die erste große Initiative, die auf einen konsequent nachhaltigen Anbau von tropischen Gewürzen setzen wird.
Die SSI wurde von der Sustainable Trade Initiative (IDH) und vier führenden Unternehmen des holländischen Gewürzmarktes gegründet. Es ist vorgesehen, dass der adaptierte SAN-Standard für den Anbau von 34 verschiedenen Gewürzarten Anwendung finden soll.
In der ersten Projektphase von 2012 bis 2015 soll der Fokus zunächst auf sieben Gewürze gelegt werden: Pfeffer, Chilis, Ingwer, Kurkuma, Vanille, Gewürznelke und Zimtkassie. Der nachhaltige Anbau wird sodann auf Farmen in Vietnam, Indien, Indonesien und Madagaskar realisiert. Später folgen weitere Länder. Laut Plan soll bereits Ende dieses Jahres eine Version des Standards für Pfeffer vorliegen.
Die gegenwärtig gängigen Praktiken im tropischen Gewürzanbau sind in vielerlei Hinsicht inakzeptabel. Sie schädigen teilweise massiv die Umwelt und tragen zur Reduktion der Artenvielfalt bei. Oft wird die Gesundheit der auf den Plantagen arbeitenden und lebenden Menschen gefährdet. Arbeiterrechte werden ignoriert oder nur unzureichend berücksichtigt. Insbesondere die Anwendung gesundheits- wie umweltschädlicher Chemikalien und Pestizide stellt ein massives Problem dar. Der SAN-Standard für tropische Gewürze soll Abhilfe leisten.
Chris Wille, Chef der Landwirtschaftssparte und Co-Gründer der Rainforest Alliance, sagte dazu: „Wir sind erfreut, dass die führenden Gewürzunternehmen den Mehrwert des SANStandards anerkennen und die Nachhaltigkeit im Anbau tropischer Würzpflanzen fördern werden“.
Durch unser Netzwerk mit lokalen Partnern wie zahlreichen anderen Umweltschutzorganisationen entlang des Tropengürtels werden wir dafür sorgen, dass die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Soziales und Wirtschaftlichkeit – auf Plantagen und Farmen des tropischen Gewürzanbaus Einzug halten werden.“
Durch die Anwendung des SAN-Standards werden umfassend Brennpunkte adressiert und Schritt für Schritt aufgelöst, darunter:
- der Schutz der tropischen Wälder und anderer schützenswerter Ökosysteme vor ist es ein Alleinstellungsmerkmal des SAN-Standards, dass in natürliche Ökosysteme keine Eingriffe seit November 2005 möglich sind und dass es einen Maßnahmenplan zur Wiederherstellung nach November 1999 zerstörter Flächen geben muss),
- der Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen, damit verbunden ein Verbot der Jagd, des Sammelns, der Extraktion und des Transports von Wildtieren und Pflanzen,
- der Erhalt der fruchtbaren Böden samt Humusprogramm sowie einem kontrollierten Abfall- und Müllmanagement,
- der sparsamer Umgang mit Wasser und Reinhaltung der Gewässer,
- der Erhalt natürlicher Pflanzgemeinschaften, Schaffung von Schutz- und Pufferzonen sowie von Biokorridoren für wildlebende Tiere,
- keine Gentechnik, gentechnisch veränderte Organismen sind verboten,
- „Integrierter Pflanzenschutz“ und streng reduzierter Einsatz von Pestiziden,
- keine ausbeuterische Kinderarbeit und Zugang zu Schulbildung,
- ein Betriebliches Gesundheitswesen für Arbeiter und ihre Familien,
- die Zahlung Gesetzliche Mindestlöhne oder vergleichbare Löhne,
- Weiterbildung/Training,
- Unterkünfte mit guter Hygiene, sauberem Trinkwasser und Elektrizität, auch für Wander- und Saisonkräfte,
- die freie Mitgliedschaft in Gewerkschaften und Vereinigungen,
- die Berücksichtigung der zentralen ILO-Kernkonventionen zur Wahrung von Arbeiterrechten.
Zudem müssen Farmer professionelle Buchführung und lückenlose Dokumentation der betrieblichen Schritte und Maßnahmen gewährleisten. Durch eine professionelle, gute agrarische Praxis lernen die Farmer, wie sie die Produktivität ihrer Flächen und Betriebe steigern und Kosten kontrollieren, wie sie in der Regel nicht nur Volumen, sondern auch die Qualität ihrer Ernten steigern können und so ihre Einkommen effektiv steigern.