Unser lebensspendendes Essen verdanken wir den ArbeiterInnen der landwirtschaftlichen Betriebe und dem Boden, auf dem es wächst. Und doch geht die konventionelle Landwirtschaft – mit ihrer Abhängigkeit von giftigen Chemikalien – oftmals auf Kosten sowohl der hinter ihr stehenden Menschen als auch des Bodens. Aus diesem Grund führt die Rainforest Alliance eine Kampagne für ein Verbot von Paraquat, einem der gefährlichsten Unkrautvernichtungsmittel der Welt.
Paraquat tötet. Es tötet Unkraut, es tötet die Natur – und es tötet Menschen. Tatsächlich ist Paraquat eine der Haupttodesursachen unter ErzeugerInnen und Menschen in ländlichen Gemeinschaften. Der Kontakt mit dem Unkrautvernichter verursacht chronische Leiden (an Lunge und Nieren) und Studien haben einen alarmierenden Zusammenhang mit Parkinson festgestellt. Weshalb wird Paraquat dann noch immer so häufig von landwirtschaftlichen Betrieben auf der ganzen Welt eingesetzt?
Ein Grund dafür ist eine unsägliche Doppelmoral. Obwohl zahlreiche Länder – darunter alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union und das Vereinigte Königreich – den Einsatz von Paraquat innerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen bereits verboten haben, ist in einigen von ihnen die geschäftsmäßige Ausfuhr weiterhin erlaubt. Dem größten Kontaktrisiko ausgesetzt sind folglich ohnehin schwache Gemeinschaften in ländlichen tropischen Gegenden, d. h. ArbeiterInnen auf Großplantagen und kleine ErzeugerInnen, die beim Anbau von bei uns beliebten Nutzpflanzen wie Kaffee, Tee und Kakao bereits mit dem Klimawandel zu kämpfen haben.
Aus diesem Grund führt die Rainforest Alliance eine Kampagne für ein internationales Verbot von Paraquat. Gleichzeitig arbeiten wir Seite an Seite mit ErzeugerInnen, um gesündere und regenerativere Ansätze für die Unkrautbekämpfung zu fördern.
Durch regenerative Landwirtschaft weg von gefährlichen Unkrautvernichtern
Paraquat ist in den von der Rainforest Alliance zertifizierten Betrieben seit Beginn unseres Programms verboten. Jeden Tag sehen unsere Teams vor Ort, wie unsere landwirtschaftlichen Partnergemeinschaften ohne Paraquat Erfolge erzielen. „Es ist ein Mythos, dass landwirtschaftliche Betriebe unkrautfrei sein müssen, um erfolgreich zu sein“, sagt Mochammad Subkhi Hestiawan, Kakaoexperte der Rainforest Alliance in Indonesien. „Nicht jedes Unkraut ist schlecht für die Pflanzen. Tatsächlich ist es so, dass weiches Unkraut nicht nur Mulch und Schutz vor Bodendegradation spendet, sondern auch ein Zuhause für Fressfeinde zahlreicher Schädlinge der Kakaopflanze bietet.“
Integriertes Unkrautmanagement nennt sich die Praxis, bei der „gutes“ Unkraut geduldet und „schlechtes“ Unkraut per Hand entfernt wird. Aus schlechtem Unkraut lässt sich außerdem Biokompost als sicherere Alternative zu chemischen Düngemitteln herstellen. Nach und nach können die ErzeugerInnen ganz auf chemische Mittel verzichten. Aus diesem Grund ist das Integrierte Unkrautmanagement einer der zentralen Aspekte der regenerativen Landwirtschaft, deren Ziel die Gesundung der Böden ist.
Im Blickpunkt: Diese indonesischen Kakaoerzeuger setzen auf umweltfreundliche Unkrautbekämpfung
Rustan Effendi – Freund der Bestäuber
Der 43-jährige Rustan Effendi ist Kleinerzeuger in Zentralsulawesi, wo er Kakao und Durian anbaut, um Frau und Tochter zu unterstützen. Vor einigen Jahren erkannte Effendi die Gefahren von Paraquat. „Der Unkrautvernichter war nicht gut für meine Gesundheit. Beim Sprühen bemerkte ich beispielsweise Kurzatmigkeit.“ Er stellte zudem fest, dass die Unkrautvernichtungsmittel Bienen und andere wichtige Bestäuber töteten. Dies beeinträchtigte die Entwicklungszyklen des Kakaos. Längere Ernteabstände und eine unsichere Erntequalität waren die Folge.
Er wusste, dass er etwas ändern musste. Zusammen mit der Rainforest Alliance und Teams der Lokalverwaltung wechselte er zum Integrierten Unkrautmanagement und bekämpfte fortan das schädliche Unkraut und die Lebensräume von Schädlingen. Weiches Unkraut hingegen darf als Lebensraum für Bestäuber wachsen.
„[Wir arbeiten], um Wege zu finden, das Beste aus unserem Betrieb herauszuholen“, so Effendi. „Wir überlegen, wie wir das Land schützen können, damit unsere Nachfahren den fruchtbaren Boden und damit langfristige Vorteile erben können.“
„Wir überlegen, wie wir das Land schützen können, damit unsere Nachfahren den fruchtbaren Boden und damit langfristige Vorteile erben können.“
Rustan Effendi, Kakaoerzeuger
Mohammad Rizal Umami – Erfolgreich dank gesundem Boden
Seit er im Jahr 2015 das einen halben Hektar große Familiengrundstück erbte, hat Mohammad Rizal Umami seinen Betrieb nicht nur in seiner Größe verdreifacht, sondern ihn auch in eine gesunde, pflanzengiftfreie Nutzfläche umgewandelt. Pak Sabar, ein Erzeuger aus der Umgebung, zeigte Umami, dass es besser ist, statt Chemie eine Grasschneidemaschine zu verwenden. Mit der Grasschneidemaschine konnte er robustes Unkraut entfernen, ohne dem weichen Unkraut zu schaden.
„Nachdem ich mit dem Unkrautvernichter aufgehört hatte, begann das weichere Rasenunkraut zu wachsen und war der Boden nicht mehr ausgetrocknet“, berichtet er. Angesichts der verbesserten Fruchtbarkeit seines Bodens fand Umami seinen Frieden mit dem bodenbedeckenden Unkraut, das den Boden vor starken Regenfällen schützt und die Bodenzusammensetzung verbessert. Unter dem Einsatz von Totalherbiziden war das noch undenkbar. Heute nutzt sein bodenbedeckendes Unkraut der Bodengesundheit und liefert organisches Material für Mulch, der wiederum das Wachstum der Kakaopflanzen unterstützt.
Ketut Sudomo – Mit tierischer Hilfe
Für Ketut Sudomo ist die Landwirtschaft eine Familientradition. Im Jahr 1975 erbte er seine drei Hektar Land, seit bald fünf Jahrzehnten baut er Kakao in Jembrana auf Bali an. Sudomo sagt, er habe in seinem Betrieb noch nie Unkrautvernichter eingesetzt. Stattdessen setzt er auf die traditionellen Verfahren seiner Familie, um das Land für die nächste Generation zu bewahren. Wie schon seine Vorfahren nutzt er schattenspendende Bäume, Diversifizierung beim Anbau, Fruchtwechselzyklen und sogar sein Vieh.
„Er hat in seinem Betrieb noch nie Unkrautvernichter eingesetzt. Stattdessen setzt er auf die traditionellen Verfahren seiner Familie.“
Mit der Hilfe der Rainforest Alliance hat Ketut erlebt, dass die Methoden des Integrierten Unkrautmanagements, darunter die Haltung von Vieh neben dem Anbau von Nutzpflanzen, seinem Betrieb von großem Nutzen sein konnten. Seine Ziegen produzieren nun Dung, der als die Produktivität steigerndes Düngemittel eingesetzt werden kann.
„Die Ziegenhaltung und der Anbau von Kakaobäumen ergänzen sich perfekt“, befindet Sudomo. „Sogar das Futter können wir vom Kakaobaum nehmen, etwa die Kakaoschoten oder junge Blätter.“
Unterstützen Sie uns bei der Forderung nach einem weltweiten Verbot von Paraquat
Gemeinsam mit ErzeugerInnen wie Effendi, Umami und Sudomo machen wir uns stark für eine erfolgreiche Zukunft ohne Paraquat. Unterstützen Sie uns bei der Forderung nach sichereren Verfahren und unterzeichnen Sie unsere Petition.