Würden wir die Kaffeefarm von Juan Jiménez Montenegro aus der Luft betrachten, hätten wir Schwierigkeiten, die Kaffeepflanzen vom Wald zu unterscheiden. Juan baut seinen Kaffee in Cajamarca, Peru, unter einer dichten schattenspendenden Baumkrone an. Und er setzt auf Vielfalt: Neben Kaffee sehen wir weitere Agrarerzeugnisse wie Kakao, Zitrusfrüchte und Bananen auf dem Gelände.
Aber das war nicht immer so. „Als ich die Farm im Jahr 1995 erworben habe, war sie völlig ruiniert und jede Menge Bäume waren gefällt worden“, erinnert sich Juan. Die wenigen verbliebenen Bäume und Kaffeepflanzen seien vom Kaffeerost – einer Pilzkrankheit – befallen gewesen. Zusammen mit seiner Frau Julia Cabrera und den gemeinsamen Söhnen Juan César und Ray Javier hat Juan angepackt. Sie wollten die Farm „Santa Rosa“ wieder aufrichten und die Dinge besser machen als ihre Vorgänger. Das Land sollte nun mit Rücksicht auf die Umwelt bewirtschaftet werden.
„Wir haben keine Mühen gescheut, um das Ökosystem wieder herzustellen – und es zu einem produktiven Ökosystem zu machen“, sagt Juan. Seit nahezu 20 Jahren ist er bereits Mitglied in CENFROCAFE, einer der größten Kaffee-Kooperativen des Landes mit über 1.900 Farmern. Die Kooperative teilt die Überzeugung von Juan, Kaffee im Einklang mit der Natur anzubauen. Durch die Kooperative habe er Zugang zu neuen Märkten erhalten und konnte besser in seinen Farmbetrieb investieren.
Im Jahr 2000 habe er rund 1.000 Bäume gepflanzt, weitere folgen seither stetig. Juan und seine Familie haben die Farm auf ein Agroforstwirtschaftssystem umgestellt. Agroforstsysteme unterscheiden sich von Monokulturen darin, dass in ihnen eine Vielzahl unterschiedlicher Bäume und Nutzpflanzen gemeinsam wachsen. Dies wirkt sich vielfältig positiv aus: Böden bleiben gesünder und erodieren nicht so leicht, Krankheitsbefall der Bäume und Pflanzen kann sich nicht so rasant ausbreiten, der Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln kann massiv gesenkt werden (bis hin zum vollständigen Verzicht) und die unterschiedlichen Rohstoffe (neben dem Kaffee) können für zusätzliches Einkommen sorgen oder dem Eigenbedarf dienen.
„Wir haben auch daran gearbeitet, die Gesundheit des Bodens zu verbessern. Unseren Kaffee kultivieren wir zwischen Guava-Pflanzen und Kochbananen, die auch Schatten für den Kaffee spenden”, erklärt Juan. Mit Hilfe von Kompostierung stellt die Familie organischen Dünger her, sie entsorgt Abwässer adäquat und engagiert sich auch außerhalb ihres Geländes für eine nachhaltigere Entwicklung. Wildtiere sind seither in die Gegend zurückgekehrt, darunter Nachtaffen und Eichhörnchen.
Das Engagement mündete im Jahr 2010 in den erfolgreichen Zertifizierungsprozess von „Santa Rosa“ gemäß Rainforest Alliance CertifiedTM. Damit die Farm aber gesund und produktiv bleibt, braucht es konstante Anpassungen – gerade im Zuge des Klimawandels. Steigende Temperaturen begünstigen beispielsweise die Verbreitung von Pilzerkrankungen wie dem Kaffeerost, der Kaffeefarmen in ganz Lateinamerika befällt. Um sich dagegen zu wappnen, verändert Juan auch den Anbau seines Kaffees. „In den Projekten mit der Rainforest Alliance haben wir technische Unterstützung erhalten und neue Kaffeevarianten auf unserer Farm eingeführt, die resistenter sind gegenüber dem Kaffeerost“, erzählt er.
Fragt man Juan, so haben sich die ganzen Mühen mehr als ausgezahlt: „Wir besitzen eine produktive Farm mit der wir die Umwelt, natürliche Ressourcen und die Artenvielfalt schützen. Unseren Lebensstandard, unser Zuhause und unser Einkommen konnten wir verbessern.“