Viele Millionen FarmarbeiterInnen auf der ganzen Welt pflanzen, kultivieren und ernten Kaffee, u. a. auch über 300.000 Menschen, die auf Rainforest Alliance-zertifizierten Farmbetrieben arbeiten. Wir kämpfen für die Sicherheit und die faire Behandlung dieser ArbeiterInnen und für eine Welt, in der sozial nachhaltige Unternehmen die Norm sind.
Probleme mit Zwangsarbeit in der Kaffeeindustrie
Ohne FarmarbeiterInnen gäbe es kein Kaffeegeschäft, und dennoch sind sie der am wenigsten sichtbare und oft der am geringsten unterstützte Teil der Lieferkette. Die in der Kaffeeindustrie üblichen konzentrierten Ernten führen dazu, dass die ArbeiterInnen für befristete Arbeit auf Wanderschaft gehen, nicht selten ohne schriftliche Arbeitsverträge. Viele WanderarbeiterInnen werden von Vermittlern rekrutiert oder zum Einsatzort gebracht, was sie leicht zu Opfern von Betrug und Ausbeutung macht. Hinzu kommen Sprachbarrieren, beschränkte lokale Gesetze, auch sind viele von ihrem Arbeitgeber abhängig, was Lebensmittel, Unterkunft oder andere Bedürfnisse angeht. Doch auch ansässige ArbeiterInnen können Opfer von Zwangsarbeitspraktiken sein, etwa durch extrem lange Arbeitszeiten, unzulässige Abzüge vom Lohn oder durch unvollständig vergütete, wenn nicht gar unbezahlte Überstunden.
Wir von der Rainforest Alliance sind der Auffassung, dass es auf jede(n) ArbeiterIn ankommt und jede Art von Missbrauch – durch ausbeuterische Anwerbung, Probleme mit der Bezahlung oder schlechte Unterkünfte – eine Verletzung der Menschenrechte darstellt, der entschieden entgegentreten werden muss.
Systembedingte Probleme, systembedingte Lösungen
Die Bekämpfung von Zwangsarbeit auf Farmebene erfordert mehr als Verbote, denn diese verlagern das Problem häufig nur in den Untergrund, statt den Betroffenen zu helfen, selbst aktiv zu werden. Besser ist es, Risiken zu bewerten und zu mindern, die Ursachen anzugehen und über das traditionelle Auditmodell hinauszugehen, um eine Basis für Vertrauen und Kommunikation mit den ArbeiterInnen zu legen.
Wir werden nur Erfolg haben, wenn wir auch die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragestellungen jenseits der Farmen ansprechen. Die Lösung erfordert eine Zusammenarbeit von u. a. Farmer-Gemeinschaften, Unternehmen, der Zivilgesellschaft und Regierung. Ohne diese Investition wird sich nichts an der Situation ändern – wir müssen gemeinsam handeln.
Unser Lösungsansatz
In unserem neuen Zertifizierungsstandard 2020 haben wir zur Bekämpfung von Zwangsarbeit und anderen Menschenrechtsverletzungen einen „Asses-and-Address“-Ansatz, eine Methode des Bewertens und Handelns übernommen. Anstelle einer Nulltoleranzstrategie verfolgt dieser Ansatz das Ziel, bei FarmerInnen ein Verständnis für die Ursachen von Zwangsarbeit zu verankern und ihnen aufzuzeigen, eigene Risiken zu erkennen und zu bannen und sich kontinuierlich selbst zu prüfen. Bei einem Regelverstoß werden zudem bestimmte Abhilfemaßnahmen verlangt, um die Zertifizierung nicht zu verlieren. In schweren Fällen werden die Zertifikate eingezogen oder sogar für ungültig erklärt. Dieses „Asses-and-Address“-Modell basiert auf Erkenntnissen in der Vergangenheit und jahrelanger Erfahrung in der Arbeit mit Farmbetrieben und Unternehmen. So bietet dieses Programm, kombiniert mit einem Sicherungssystem, das Audits durch unabhängige Dritte einschließt, klare Rahmenbedingungen für unsere Ziele. Hier finden Sie übrigens unser vollständiges White Paper zu Zwangsarbeit.
Neben der Zertifizierung, die nur einen Teil unseres Lösungsansatzes darstellt, setzen wir auf verschiedene Strategien und Kollaborationen, um das Risiko von Zwangsarbeit in den Branchen, in denen wir tätig sind, zu mindern, während wir den positiven Wandel für Menschen und die Natur weiter vorantreiben. Mit unseren maßgeschneiderten Programmen arbeiten wir direkt mit Unternehmen zusammen, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu schärfen und einzuhalten. Darüber hinaus kommen unsere Interventionen auf regionaler Ebene sowohl ökologischen als auch sozialen Zielen zugute. Als Interessenvertreter üben wir positiven Druck auf Regierungen, NGOs und andere Verantwortungsträger aus, Nachhaltigkeit zu fördern und nationale Gesetzgebung zu verbessern und durchzusetzen.
Wie können Sie beitragen?
Möchten Sie mit uns zusammenarbeiten, die genannten Fragestellungen in Ihrer Lieferkette anzugehen? Lassen Sie sich von uns zertifizieren oder legen Sie ein eigenes maßgeschneidertes Programm auf, das Ihr Unternehmen bei der Erfüllung seiner Verpflichtungen unterstützt. Treten Sie der Sustainable Coffee Challenge bei oder kontaktieren Sie uns per E-Mail.