Wie genau hängen eigentlich Abforstung und Klimawandel zusammen? Die Rainforest Alliance schlüsselt die Zahlen hier auf — und erläutert unsere innovative Vorgehensweise, um den Wald zu erhalten.
Unter den vielen Geschenken, die der Wald uns gibt, ist eines, das wir dringend benötigen: Er hilft uns, den Klimawandel auszubremsen. Bäume nehmen Treibhausgase wie Kohlendioxid auf und verhindern so, dass diese sich in der Atmosphäre sammeln und unseren Planeten aufwärmen.
Wenn wir Wälder abholzen, setzen wir nicht nur unseren stärksten Verbündeten in der Speicherung der enormen Mengen an Treibhausgasen, die wir Menschen produzieren, außer Gefecht (wir produzieren diese, indem wir fossile Brennstoffe in Energieanlagen verbrennen und natürlich durch Autos, Flugzeuge und Züge). Wir erzeugen außerdem Emissionen, indem wir Bäume fällen: Wenn Bäume gefällt werden, geben sie alles Kohlendioxid, das sie gespeichert haben, an die Atmosphäre ab. Was die Holzfäller mit den gefällten Bäumen machen — sie entweder zum Verrotten auf dem Waldboden liegen lassen oder sie verbrennen — erzeugt weitere Emissionen. Alles in allem ist die Abforstung alleine für 10 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Wenn wir doch wissen, dass die Abforstung uns einer entscheidenden Waffe im Kampf gegen den Klimawandel beraubt — und weitere Emissionen verursacht — wieso um Himmels willen machen wir dann immer noch Wälder dem Erdboden gleich? Der Hauptgrund ist die Landwirtschaft. Die explodierende Weltbevölkerung macht es für große Unternehmen zu einem profitablen Geschäft, Wälder auszumerzen, um riesige Felder mit Soja und Ölpalmen zu bepflanzen. Auch in viel kleinerem Maßstab fällen SubsistenzfarmerInnen oft Bäume, so dass sie Felder bewirtschaften können, um ihre Familie zu ernähren und etwas Geld zu verdienen.
Die Abholzung des Regenwaldes für die Landwirtschaft birgt eine tragische Ironie: Die Böden dort sind extrem nährstoffarm. Alle Nährstoffe sind im Wald selbst gebunden und sobald diese niedergebrannt und die Nährstoffe aus ihrer Asche verbraucht sind, bleibt für die BäuerInnen nur noch nutzloser Boden übrig. Sie ziehen dann weiter zum nächsten Waldstück: Niederreißen, pflanzen, ausbeuten und alles geht wieder von vorne los. Alles in allem ist die Landwirtschaft für mindestens 80 Prozent der tropischen Abforstung verantwortlich.
Es kann darum auch nicht überraschen, dass auch die Landwirtschaft Emissionen verursacht — tatsächlich stehen die Emissionen von bäuerlichen Betrieben an zweiter Stelle, direkt hinter der Energiewirtschaft, im zweifelhaften Rennen darum, wer der Erste ist. 2011 waren Farmen für etwa 13 Prozent der weltweiten Emissionen zuständig. Die meisten Emissionen aus der Landwirtschaft entstehen in der Form von Methan (Aufstoßen von Rindern) und Stickstoffoxid (von Düngern u.ä.).
Insgesamt verursacht die Abforstung einen dreifachen Angriff auf die globale Temperatur:
- Wir verlieren einen wichtigen Verbündeten bei der Aufgabe, überschüssiges Kohlendioxid aus der Atmosphäre fernzuhalten (und die Erderwärmung aufzuhalten).
- Noch mehr Emissionen werden verursacht, wenn gefällte Bäume den Kohlenstoff, den sie gespeichert haben, freisetzen und auf dem Waldboden verrotten oder verbrannt werden.
- Der Wald wird in den meisten Fällen durch Viehbestand und Ackerbau ersetzt. Das erzeugt riesige Mengen an noch mehr Treibhausgasen. Zusammengenommen stellen diese Emissionen ein Viertel aller Emissionen weltweit.
Bei unserer Analyse der schlimmen Auswirkungen der Abforstung haben wir bisher nur die Emissionen in den Blick genommen und noch gar nicht berücksichtigt, wie das Leben und die Traditionen der Waldgemeinden zerstört werden, wenn Wälder niedergerissen werden, oder wie viele Pflanzen- und Tierarten verloren gehen und wie das fragile Gleichgewicht des Ökosystems zerstört wird. Die Zunahme von Krankheiten, die von Mücken übertragen werden, oder die rasante Ausbreitung von Roya, einer heimtückischen Pflanzenkrankheit, die unsere Kaffeeversorgung bedroht, sind alles indirekte Folgen der Abforstung und der Erderwärmung.
Es gibt keinen Zweifel: Das beste, was wir tun können, um den Klimawandel zu bekämpfen, ist es, die Wälder stehen zu lassen. Doch es ist auch dringend notwendig, die rasch wachsende Erdbevölkerung — Vorhersagen gehen von 9 Milliarden im Jahr 2050 aus — zu ernähren. Darum arbeitet die Rainforest Alliance mit FarmerInnen zusammen, um eine Reihe von Strategien voranzubringen, wie die Intensivierung von Ernten (mehr Nahrung auf weniger Land anbauen), sowie mit traditionellen WaldbewohnerInnen, um Lebensgrundlagen zu entwickeln, die dem Wald und den Ökosystemen nicht schaden. Wir haben eine größere Chance in diesem Kampf, wenn wir uns auf gesunde Wälder als unsere Verbündeten verlassen können.