Angesichts der größten Herausforderungen unserer Zeit — beispielsweise Entwaldung und Pandemien oder Klimawandel und moderne Sklaverei — wird klar, dass scheinbar getrennte Probleme tatsächlich durch ein komplexes Gefüge aus Ursache und Wirkung zusammenhängen. In unseren mehr als dreißig Jahren Engagement für Nachhaltigkeit in Land- und Forstwirtschaft haben wir bei der Rainforest Alliance gelernt, dass solche Herausforderungen gemeinsame Lösungen erforderlich machen. Durch Interessenvertretung, unsere Arbeit in Landschafts- und Gemeinschaftsprogrammen und Lieferkettendiensten sowie unserem Zertifizierungsprogramm nutzen wir einen Smart Mix einander ergänzender Ansätze für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft. Die Gesetzgebung für unternehmerische Sorgfaltspflicht für Menschenrechte und Umwelt (HREDD) ist hierbei ein wesentlicher Bestandteil zum Schutz von Mensch und Natur.
Die Rainforest Alliance arbeitet seit langem daran, verantwortungsbewusstes unternehmerisches Handeln zur neuen Normalität zu machen, indem wir freiwillige Nachhaltigkeitspraktiken im Privatsektor für die Land- und Forstwirtschaft voranbringen. Da jedoch die drängendsten sozialen und ökologischen Herausforderungen wie der Klimawandel immer schneller voranschreiten und die Menschen, die für ihren Lebensunterhalt vom Land abhängig sind, unverhältnismäßig stark in Mitleidenschaft gezogen werden, reichen Zertifizierung und weitere freiwillige unternehmerische Maßnahmen alleine nicht aus. Damit unsere Vision einer Welt, in der Mensch und Natur im Einklang miteinander leben, Wirklichkeit werden kann, bedarf es einer übergreifenden Gesetzgebung, die Sorgfaltspflichten für alle Unternehmen verbindlich einführt.
Die Bedeutung von Sorgfaltspflichten
Sorgfaltspflichtengesetze können sicherstellen, dass Unternehmen potenzielle Risiken und negative Auswirkungen, die ihr Handeln auf Menschenrechte und die Umwelt darstellen kann, feststellen, verhindern, mildern und darüber Rechenschaft ablegen. Die zielgerichtete Entwicklung und Einführung solcher Gesetzgebung kann dafür sorgen, dass eine große Zahl von Menschen und Regionen, die von der Geschäftstätigkeit multinationaler Unternehmen betroffen sind, weniger oder gar nicht mehr negativ beeinträchtigt werden. Darüber hinaus leisten Sorgfaltspflichtengesetze einen Beitrag für größere Wettbewerbsgerechtigkeit für Unternehmen, die bereits in Sorgfaltspflichtsysteme investieren.
Kernelemente eines Sorgfaltspflichtengesetzes
Um die positiven Auswirkungen für Mensch, Natur und Klima zu maximieren, fordern wir die Entwicklung von Sorgfaltspflichten-Bestimmungen, die folgende Eigenschaften beinhalten:
- Sie haben einen weiten Anwendungsbereich, einschließlich Aspekten von Umweltschutz und Menschenrechten.
- Sie decken alle Ebenen der Lieferkette ab und nehmen alle Akteure der Lieferkette in Bezug auf ihre Verantwortung für Nachhaltigkeit in die Pflicht.
- Sie definieren hinreichende und angemessene Verantwortlichkeiten für Unternehmen jeglicher Größe.
- Sie fördern verantwortungsbewusste Einkaufspraktiken von KäuferInnen und Marken.
- Sie stellen eine sinnvolle Zusammenarbeit mit Beteiligten auf allen Ebenen der Sorgfaltspflichtenprozesse sicher, insbesondere mit kleinbäuerlichen Betrieben und FarmarbeiterInnen.
- Sie enthalten Zugang zu effektiven Beschwerdemechanismen, Abhilfemaßnahmen und zivilrechtlichen Haftungsbestimmungen, mit denen die Auswirkungen von Unternehmen auf FarmerInnen, ArbeiterInnen und Gemeinschaften bedeutsam verbessert werden können.
- Sie unternehmen Schritte, um den Schutz und die Unterstützung für vulnerable Gruppen sicherzustellen, z.B. KleinbäuerInnen, sodass diese die Last der Sorgfaltspflicht nicht allein tragen müssen und nicht von globalen Lieferketten ausgeschlossen werden.
Wie wir auf die HREDD hinarbeiten
Mit unserem starken weltweiten Bündnis aus Regierungen, Zivilgesellschaft, Unternehmen, FarmerInnen und Waldgemeinschaften sowie Millionen von BürgerInnen haben wir als Rainforest Alliance eine einflussreiche Stimme im Ruf nach verbindlichen Sorgfaltspflichten. Unser Interessenvertretungs-Team arbeitet mit unseren PartnerInnen, darunter weiteren regionalen und globalen NGOs und Unternehmen, zusammen, um die Entwicklung effektiver Sorgfaltspflichtengesetze auf mehreren Wegen zu erreichen.
Monitoring und direktes Engagement
Wir verfolgen laufende politische Prozesse wie die Entwicklung von Sorgfaltspflichtengesetzen für Menschenrechte und Umwelt in der Europäischen Union und einzelnen Ländern. In den letzten Jahren haben wir uns stark für das deutsche Lieferkettengesetz, den Vorschlag der EU für nachhaltige Unternehmensführung sowie den Vorschlag der EU einer Verordnung über entwaldungsfreie Produkte eingesetzt.
Direktes Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit für Sorgfaltspflichtengesetze. Wir ergreifen jede Gelegenheit, in Kontakt mit EntscheidungsträgerInnen zu kommen, indem wir beispielsweise auf öffentliche Anhörungen zu Gesetzesvorschlägen reagieren.
Zusammenarbeit mit Stakeholdern und Unternehmen
Bei der Erarbeitung unserer Positionen, arbeiten wir mit NGOs, zivilgesellschaftlichen Organisationen, FarmerInnenvertretungen u.a. zusammen. Ihre Sichtweisen helfen uns beim Verständnis der Auswirkungen eines bestimmten Gesetzes auf unterschiedliche Beteiligte. Auf diese Weise können wir effektivere Gesetze definieren und vorschlagen. Als Beispiel dienen unsere Empfehlungen, wie HREDD für KleinbäuerInnen funktionieren kann, die zusammen mit 13 Organisationen aus der ganzen Welt verfasst wurden.
Wir arbeiten zudem mit Unternehmen zusammen, um uns gemeinsam für eine progressive Gesetzgebung einzusetzen. In diesem gemeinsamen Positionspapier zur EU-Politik und Gesetzgebung in Bezug auf Kakao haben wir uns mit Marken wie Tony’s Chocolonely, Nestlé und Mars Wrigley zusammengeschlossen.
Neben unserem Engagement für wirkungsvolle Sorgfaltspflichtengesetze kann die Rainforest Alliance auch Ihrem Unternehmen dabei helfen, Sorgfaltspflichten-Prozesse umzusetzen, die den Gesetzen, für die wir uns einsetzen, entsprechen. Finden Sie mehr darüber hinaus, wie unser Zertifizierungsprogramm zu einem Werkzeug für unternehmerische Sorgfaltspflichten-Bemühungen werden kann.
Wenn Sie weitere Fragen haben oder sich engagieren möchten, wenden Sie sich bitte an Christian Hohlfeld, Public Affairs Manager Germany.