Sikobihora Marie Françoise aus Ruanda ist eine von mehr als 900.000 KleinbäuerInnen auf der ganzen Welt, die dank der Unterstützung und Schulung durch die Rainforest Alliance Tee nachhaltiger anbauen.
Tee ist nach Wasser das Getränk, das weltweit am zweithäufigsten konsumiert wird. Dennoch stehen KleinbäuerInnen wie Marie Françoise, die den größten Teil des weltweiten Tees produzieren, vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich unter anderem aus den Auswirkungen des Klimawandels, niedrigen Teepreisen und der Ungleichbehandlung der Geschlechter ergeben.
Die Rainforest Alliance unterstützt durch ihre Zertifizierungsstandards die ErzeugerInnen dabei, ihre Farmen in profitable, widerstandsfähige Betriebe zu verwandeln, die respektvoll mit den ArbeiterInnen und dem Land umgehen. Durch gezielte Schulungen fördern wir Anbautechniken, die den Farmen dabei helfen sollen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und das Land für künftige Generationen zu schützen – und das alles bei gleichzeitiger Verbesserung der Einkommen der TeefarmerInnen und ihrer Familien. Wir arbeiten mit ErzeugerInnen auf der ganzen Welt zusammen, natürlich auch in den wichtigsten Teeanbauländern wie Indien, Kenia und Sri Lanka.
Um das Rainforest Alliance-Siegel zu erhalten, müssen sich die Teefarmen jährlichen Audits nach einem strengen Standard mit detaillierten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen unterziehen.
VVerbesserung des Einkommens der Bauern durch Rainforest Alliance-zertifizierten Tee
Zu viele kleinbäuerliche TeefarmerInnen und sogar PlantagenbesitzerInnen erhalten extrem niedrige Preise für ihre Ernte – trotz der enormen weltweiten Nachfrage. Die Rainforest Alliance fördert nachhaltigere und klimaschonendere Anbaumethoden, die den TeefarmerInnen helfen, ihr Einkommen zu sichern und zu verbessern. Geringe Gewinnspannen sorgen allerdings auch dafür, dass es sich viele FarmerInnen und Erzeugergemeinschaften einfach nicht leisten können, in Nachhaltigkeit zu investieren. Diejenigen, die es dennoch tun, erzielen nur selten bessere Preise für ihre Waren.
Aus diesem Grund legt unser Zertifizierungsprogramm 2020 mehr Gewicht auf die gemeinsame Verantwortung von ErzeugerInnen und Zwischenhändlern. Unser Zertifizierungsprogramm enthält einen obligatorischen Nachhaltigkeitsbonus, das sogenannte Sustainability Differential. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Barzahlung über den Marktpreis hinaus von ZwischenhändlerInnen an die FarmerInnen um diese effektiv für ihre nachhaltigeren Anbaumethoden zu belohnen. Darüber müssen die ZwischenhändlerInnen die Kosten tragen, die bei den FarmerInnen für die Zertifizierung nach dem neuen Standard für nachhaltige Landwirtschaft entstehen.
Förderung eines existenzsichernden Lohns für TeefarmerInnen
Das Streben nach einem existenzsichernden Lohn – also ein Lohn, der einen angemessenen Lebensstandard in der Heimatregion der ArbeitnehmerIn ermöglicht – ist ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit der Rainforest Alliance. Viele TeeplantagenarbeiterInnen erhalten Löhne, die weit unter diesem Niveau liegen. Aus diesem Grund enthält das Zertifizierungsprogramm der Rainforest Alliance verbindliche Anforderungen, um die Lücke zwischen den aktuellen Löhnen und einem Richtwert für einen existenzsichernden Lohn zu ermitteln. Da der existenzsichernde Lohn mancherorts 100 Prozent über dem vorgeschriebenen Mindestlohn des Landes liegt, sind kontinuierliche Verbesserungen, also ein schrittweiser Ansatz, erforderlich, um eine Kompensation des existenzsichernden Lohns zu erreichen.
Niedrige Preise und enge Gewinnspannen für Tee machen es vielen PlantagenbesitzerInnen unmöglich, einen existenzsichernden Lohn zu zahlen. Dementsprechend muss die gesamte Versorgungskette inklusive der nationalen Regierungen ihren Beitrag leisten, damit ein existenzsichernder Lohn Realität wird. Durch die Initiative Malawi 2020, an der die Rainforest Alliance im Rahmen unseres Sektorpartnerschaftsprogramms teilnahm, konnten die Löhne der dortigen TeefarmerInnen auf den Plantagen bereits erhöht werden. Im Jahr 2018 verringerte sich das Lohngefälle beim existenzsichernden Nettolohn um 25 Prozent. Die TeebäuerInnen verdienen jetzt 40 Prozent mehr als den regionalen Mindestlohn.
Um einen existenzsichernden Lohn für die ArbeiterInnen zu erreichen, müssen wir natürlich zuerst berechnen, wie hoch dieser sein muss. Dafür hat die Rainforest Alliance die Global Living Wage Coalition (GLWC) mitbegründet und führt gemeinsam mit ihr den Vorsitz, die anhand einer modernen Methode regionsspezifische Richtwerte für existenzsichernde Löhne festlegt. GLWC hat Richtwerte für teeproduzierende Länder wie Sri Lanka, Malawi und Indien festgelegt. Mit diesen Benchmarks – die alle auf objektiver, rigoroser Forschung basieren – können ArbeiterInnen oder ihre VertreterInnen mit den PlantagenbesitzerInnen ein besseres Gehalt aushandeln. Die Benchmarks helfen den AuditorInnen zertifizierter Betriebe auch bei der Beurteilung, ob eine FarmerIn den ArbeiterInnen genug zahlt. Sind die Löhne zu niedrig, können zertifizierte FarmerInnen die Benchmarks nutzen, um einen Plan zu entwickeln, um den Lohn im Laufe der Zeit entsprechend zu erhöhen.
SchutzSchutz der ArbeitnehmerInnenrechte
Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung sowie Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz sind fester Bestandteil vieler landwirtschaftlicher Lieferketten. Diese Arten von Missbrauch wurden und werden von der Rainforest Alliance unter keinen Umständen toleriert. Aber wir haben aus langjähriger Erfahrung gelernt, dass ein einfaches Verbot von Menschenrechtsverletzungen allein jedoch nicht ausreicht, um die Probleme zu beseitigen. Deshalb fördert unser Zertifizierungsprogramm einen „Assess and Address“-Ansatz, der sich an einem internationalen Konsens über gute Praktiken bei der Sorgfaltspflicht in Menschenrechtsfragen orientiert.
Um unsere Zertifizierung zu erhalten, müssen Farmen und Farmgruppen Ausschüsse einrichten, die Kinder- und Zwangsarbeitsmissbräuche sowie Diskriminierung, Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz beurteilen und sich damit befassen. Dazu gehört unter anderem die Überwachung von Farmen auf Anzeichen von Verletzungen dieser Richtlinien und die Behebung der festgestellten Fälle. Der Zertifizierungsstandard der Rainforest Alliance umfasst zusätzlich viele Anforderungen zum Schutz der Gesundheit und des Wohlbefindens der ArbeitnehmerInnen. In Studien aus Sri Lanka, Indien und Kenia berichten Rainforest –Farmen, dass sie seit Einführung der Standards deutliche Veränderungen feststellen konnten. So hat sich etwa der Umgang mit Agrochemikalien, der Einsatz persönlicher Schutzausrüstung, der Zugang zu sanitären Einrichtungen und jährlichen medizinischen Untersuchungen sowie die Bereitstellung von Erste-Hilfe-Kästen verbessert.
Den Herausforderungen des Klimawandels in Teeanbaugebieten zuvorkommen
Die Klimakrise stellt den Teesektor vor gewaltige Herausforderungen. Dürren, Überschwemmungen und extreme Wetterereignisse in den Anbaugebieten haben die Erträge und die Qualität verringert; auch die für den Teeanbau geeigneten Flächen sind geschrumpft. Die Tea Research Foundation of Kenya schätzt, dass die Ernteerträge in Dürreperioden um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent zurückgehen – ein harter Rückschlag für KleinbäuerInnen und ihre Familien.
Um sich auf die Herausforderungen der Folgen des Klimawandels vorzubereiten und darauf reagieren zu können, schult die Rainforest Alliance die ErzeugerInnen in klimaschonenderen Anbaumethoden. Klimaverträgliche Landwirtschaft unterscheidet sich nicht von nachhaltiger Landwirtschaft; sie ist vielmehr eine Möglichkeit, verschiedene nachhaltige Methoden zu kombinieren, um die spezifischen klimatischen Herausforderungen einer bestimmten Erzeugergemeinschaft zu bewältigen. Beispiele für klimaschonende Techniken, die die TeefarmerInnen einsetzen können, sind das Pflanzen von Schattenbäumen, die Verwendung dürre- und frostbeständiger Teesorten oder die Nutzung von Regenwasser. Die Anwendung solcher Methoden kann ihnen helfen, ihre Produktivität und damit auch ihr Einkommen zu verbessern – und ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben.