Die Rainforest Alliance begrüßt die neue Studie von Oxfam Deutschland mit dem Titel ‘Grenzenlose Ausbeutung: Arbeitsmigrant*innen in den Lieferketten deutscher Supermärkte’ vom 2. März 2022. Die Studie stellt unter anderem hervor, wie wichtig es ist, die Rechte von migrantischen ArbeiterInnen in der Landwirtschaft, auch auf Rainforest Alliance zertifizierten Ananas- und Bananenplantagen in Costa Rica, von denen viele deutsche Supermärkte ihre Waren beziehen, zu schützen. Die Rainforest Alliance unterstreicht die Bedeutung dieser Studie und begrüßt Oxfams wichtiges Engagement im Bereich der Menschenrechte in weltweiten Lieferketten. Die Erkenntnisse solcher Studien unterstützen unseren kontinuierlichen Einsatz für die Verbesserung ökologischer und sozialer Bedingungen in zertifizierten Betrieben in den 70 Ländern, in denen wir tätig sind – darunter auch Costa Rica und andere Obstanbaugebiete in Lateinamerika.
Nachdem wir einen Auszug der Studie erhalten hatten, haben wir sofort damit begonnen, die darin thematisierten schwerwiegenden Probleme zu analysieren und nächste Schritte und Maßnahmen bei den von der Studie beschriebenen 68 zertifizierten Betrieben festzulegen. Im Rahmen unserer stätigen Bemühungen zur Verbesserung unseres Programms und unserer Systeme haben wir auf eigene Initiative darauf bestanden, dass an allen Audits von Bananen- und Ananasplantagen in Costa Rica und in anderen Regionen, in denen ein mittleres bis hohes Risiko festgellt wurde, MenschenrechtsexpertInnen der Rainforest Alliance beteiligt werden.
Sobald der Rainforest Alliance eine Beschwerde oder belastbare Beweise vorliegen, dass unser Standard nicht eingehalten wird, untersuchen wir den Fall unverzüglich. Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, kann ein Betrieb seine Zertifizierung verlieren. In den vergangenen drei Jahren führten unsere Untersuchungen und Auditverfahren zu mehreren Dezertifizierungen und dem Aussetzen von Zertifizierungen bei einigen Ananas- und Bananenplantagen in Costa Rica. Wir möchten jedoch betonen, dass das Zertifizierungsprogramm und der Ansatz der Rainforest Alliance sich auf kontinuierliche Verbesserung und auf die gemeinsame Umsetzung von wirksamen Gegenmaßnahmen konzentriert. Schlichte Verbote oder das sofortige Beenden der Zusammenarbeit haben sich als kontraproduktiv erwiesen und verlagern Menschenrechtsverstöße oft lediglich in den Untergrund, sodass sie noch schwerer festzustellen sind und das Problem bestehen bleibt. Für Betriebe, die jedoch wiederholt gegen unsere Vision der kontinuierlichen Verbesserung verstoßen, ist kein Platz in unserem Zertifizierungsprogramm.
Zusammenarbeit ist wichtig
Über unser Zertifizierungsprogramm hinaus setzt sich die Rainforest Alliance für gemeinsame Initiativen im Fruchtsektor ein, um die zugrundeliegenden Ursachen für Menschenrechtsverstöße anzugehen. Ein Beispiel hierfür ist unsere kürzlich begonnene Zusammenarbeit mit der NGO Stronger Together, die sich für die Rechte von ArbeiterInnen einsetzt. Dieses Projekt fördert die verantwortungsbewusste Personalbeschaffung und den Schutz migrantischer sowie weiterer schutzbedürftiger ArbeiterInnen in bestimmten lateinamerikanischen Ländern – darunter Mexiko, Guatemala, Ecuador und Costa Rica. Außerdem werden Schulungen angeboten, um die ArbeiterInnen vor dem Einsatz schädlicher Pestizide im Obstanbau zu schützen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Die Rainforest Alliance ist überzeugt, dass gemeinsames Handeln aller Akteure im Fruchtsektor notwendig ist, um die zugrundeliegenden Ursachen einiger der schwierigsten Aspekte der Nachhaltigkeit anzugehen, wie zum Beispiel die Lücke zwischen den aktuellen und existenzsichernden Löhnen. Im Rahmen unserer Arbeit, diese Lücke im Fruchtsektor zu schließen, arbeitet die Rainforest Alliance auch mit der GIZ im Bereich existenzsichernde Einkommen und Löhne zusammen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Zudem arbeitet die Rainforest Alliance schon seit langem an der Lösung der Probleme in landwirtschaftlichen Betrieben Lateinamerikas, sowohl auf ökologischem als auch auf sozialem Gebiet. Diese bestehenden Herausforderungen sind einer der Hauptgründe, warum wir in diesen Ländern aktiv sind. Wir wollen ErzeugerInnen unterstützen, die sich auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Produktion zuverlässig an unseren Standard halten. Wir möchten deshalb die großen Bemühungen der Rainforest Alliance-zertifizierten Betriebe betonen, die seit mehr als zwanzig Jahren gemeinsam mit uns für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft arbeiten.
Vereinigungsfreiheit
Die Rainforest Alliance betont die Wichtigkeit von Gewerkschaften und anderen Arbeitnehmervereinigungen. Wir arbeiten fortlaufend mit diesen Organisationen zusammen, um die Arbeitsbedingungen auf zertifizierten Obstplantagen in ganz Lateinamerika zu verbessern. Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen sind Kernanforderungen unseres Zertifizierungsprogramms 2020. Unsere Regelung zur Vereinigungsfreiheit gilt auch für migrantische ArbeiterInnen: ArbeiterInnen und Angestellte haben unterschiedslos das Recht, ohne vorherige Genehmigung nach eigener Wahl Organisationen zu bilden und solchen beizutreten. Jeder zertifizierte Betrieb, der nachweislich zu Lasten von WanderarbeiterInnen gegen diese Regeln unseres Zertifizierungsprogramms verstößt, muss mit Sanktionen rechnen. Wenn eine Zuwiderhandlung festgestellt wird, muss der Betrieb sofortige Abhilfemaßnahmen ergreifen.
Die Rainforest Alliance setzt sich seit drei Jahrzehnten für einen wirksamen Wandel in Richtung nachhaltige Landwirtschaft in Lateinamerika ein und hat einen wesentlichen und positiven Einfluss auf ErzeugerInnen und Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben, bei gleichzeitiger Schonung der Natur. Arbeitsrechte und das Wohlergehen der ArbeiterInnen gehören unabdingbar zu unserem Standard. Der Rainforest Alliance Standard für nachhaltige Landwirtschaft enthält strenge Anforderungen in Bezug auf Zwangsarbeit und weitere Themenfelder in Sachen Arbeitsbedingungen. Unsere Anforderungen entsprechen dem Übereinkommen 29 über Zwangs- oder Pflichtarbeit der Internationalen Arbeitsorganisation. Diese Anforderungen decken ein weites Themenspektrum ab – darunter das Verbot von Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Diskriminierung, Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitären Einrichtungen und Gesundheitsversorgung sowie Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen. Darüber hinaus ist die Einhaltung des vor Ort geltenden Arbeitsrechts verpflichtend. Mehr zu unserem Zertifizierungsprogramm erfahren Sie hier.