Indigene und örtliche Gemeinschaften bewirtschaften weltweit fast ein Viertel allen Landes, was bedeutet, dass sie sich um erstaunliche 80% der Artenvielfalt auf der Erde kümmern.
Es gibt niemanden, der sich besser um das Land kümmern würde. Forschungen zeigen, dass indigene Bevölkerungsgruppen beim Naturschutz Ergebnisse erzielen, die sich mit denen in staatlich verwalteten Gebieten messen lassen – und das mit nur einem Bruchteil des Budgets. Eine weitere Studie aus dem Zeitraum 2000 bis 2012 kommt zu dem Ergebnis, dass das Voranschreiten der jährlichen Abholzung in Waldgebieten am Amazonas, die im Besitz der indigenen Bevölkerung sind, 2-3 Mal niedriger war, als außerhalb dieser Gebiete. Die Botschaft ist eindeutig: Indigene Bevölkerungsgruppen wissen am besten, wie der Wald zu schützen ist.
Die Rainforest Alliance arbeitet seit langem daran, indigene und lokale Naturschutzinitiativen zu unterstützen und von ihnen zu lernen. In Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften vom Amazonas bis nach Indonesien bauen wir lokale Unternehmen auf, deren Wurzeln in indigenen Werten und Traditionen liegen und die Zugang zur globalen Marktwirtschaft haben. Wenn die Wirtschaft vor Ort floriert, sind Gemeinschaften besser gegenüber Bedrohungen ihres Lebensstils und der Gesundheit ihres Landes gewappnet.
Indigene Bevölkerungsgruppen und ihre bedrohten Wälder
So effektiv indigene Bevölkerungsgruppen beim Waldschutz auch sein mögen, so werden sie und ihre Rechte doch häufig angegriffen. Als Jair Bolsonaro im Januar 2019 zum Präsidenten von Brasilien gewählt wurde, spornte er externe Akteure wie HolzfällerInnen und MinenarbeiterInnen dazu an, sich indigene Ländereien unrechtmäßig anzueignen. Im Juli fielen schwer bewaffnete, uniformierte MinenarbeiterInnen über die indigene Gemeinschaft der Wajapi im äußersten Norden Brasiliens her und erstachen ihren Anführer. Dieser entsetzliche Angriff geschah zeitgleich mit den Waldbränden, die im brasilianischen Amazonasgebiet wüteten. Das Projekt Monitoring of the Andean Amazon (MAAP) gibt an, die Brände hätten damit begonnen, dass LandwirtInnen und MinenarbeiterInnen Gegenden in Brand gesetzt hätten, die sie zu Jahresbeginn auf Drängen Bolsonaros abgeholzt hatten. Die Anzahl der Brände in Brasilien stieg um 84% im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr.
Auf dem Höhepunkt der Waldbrände sammelte die Rainforest Alliance mehr als 700.000 US-Dollar, die direkt an die vorderste Front im Amazonasgebiet gingen. Später schloss sich die Rainforest Alliance mit No Peace Without Justice für das Projekt Amazonia Beyond the Crisis zusammen, einer Konferenz von indigenen AnführerInnen, UnternehmensführerInnen, VertreterInnen von NGOs und WissenschaftlerInnen in New York – zeitgleich zum Global Climate Strike im September 2019. „Jetzt ist es an der Zeit, unser Wissen zu bündeln — das Wissen der ForscherInnen, WissenschaftlerInnen und der indigenen Bevölkerung”, sagte Maurício Yukuana, Direktor der Asociación Hutukara Yanomami, Brasilien. „Jetzt ist es an der Zeit, sich zu einem Bündnis zusammenzuschließen, weil wir mit der Politik nicht weiterkommen.”
Indigene Führungsrolle ist für den Schutz des Waldes entscheidend
Die Zusammenarbeit der Rainforest Alliance mit indigenen Gemeinschaften ist entscheidend für unseren Einsatz im Naturschutz, bei dem immer die Menschen im Mittelpunkt stehen. 2017 unterzeichneten wir eine wegweisende Übereinkunft mit COICA, der Dachorganisation für indigene Verbände im gesamten Amazonasgebiet, um indigene Unternehmen aufzubauen. In Madre de Dios, Peru, arbeiteten wir mit Gemeinschaften zusammen, die im Jahr 2015 mit unserer Unterstützung und aufgrund von Marktverbindungen mehr als 4000 metrische Tonnen geschälter Paranüsse im Wert von 31 Millionen US-Dollar exportieren konnten. Dieses Jahr unterstützten wir indigene Frauen der mexikanischen Maya beim Start eines nachhaltigen Möbelunternehmens. Dies gehört zu unserer Rolle als Projektträger für eine innovative Finanzinitiative der Weltbank, bei der Entscheidungen von indigenen VertreterInnen getroffen werden.
Der Schutz der Rechte von indigenen und lokalen Gemeinschaften und die Stärkung ihrer Wirtschaft ist nicht nur richtig, sondern auch klug. Indigene Bevölkerungsgruppen kümmern sich weit besser um den Wald als jeder andere. Wir alle brauchen die Wälder, um den Klimawandel aufzuhalten. Uyunkar Domingo Peas, der zu den Achuar in Ecuador gehört und die Confederation of Indigenous Nations of the Ecuadorian Amazon vertritt, ruft uns in Erinnerung: „Der Planet Erde braucht uns nicht. Wir brauchen ihn.”