Die Rainforest Alliance und Fairtrade International sind gemeinnützige Organisationen, die ähnliche Ziele haben, ihren Schwerpunkt und Ansatz jedoch unterschiedlich wählen. Beide Organisationen sind von der Dringlichkeit überzeugt, landwirtschaftliche Methoden zu verändern. Beide sind außerdem davon überzeugt, dass die Zertifizierung durch glaubwürdige Systeme, wie wir sie bereitstellen, den Wandel voranbringen kann. Beide engagieren sich dafür, nicht nachhaltige Produktion und Marktpraktiken abzuschaffen.
Wir sind außerdem gleichermaßen hohen Standards in unserer Arbeit verpflichtet. Darum gehören wir ISEAL an, einem weltweiten Zusammenschluss für soziale und ökologische Standards, der mit Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Regierungen zusammenarbeitet, um den Einsatz freiwilliger Standards zu unterstützen. Sowohl die Rainforest Alliance als auch Fairtrade sind Gründungsmitglieder der Global Living Wage Coalition und der Living Income Community of Practice.
Unterschiedliche Schwerpunkte
Die Zertifizierungsprogramme sowohl von Rainforest Alliance als auch von Fairtrade enthalten Anforderungen zu den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Soziales, Ökologie und Wirtschaft. Sie haben jedoch unterschiedliche Ansätze, wie sie diese umsetzen wollen.
Die Mission von Fairtrade ist es, „benachteiligte ErzeugerInnen und VerbraucherInnen zu vernetzen, fairere Handelsbedingungen zu fördern und ErzeugerInnen in die Lage zu versetzen, Armut zu bekämpfen, ihre Position zu stärken und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.” Fairtrade bekämpft Armut und hilft ErzeugerInnen unter anderem dadurch, dass sie einen garantierten Mindestpreis und zusätzliche Prämien für ihre Produkte erhalten. Neben dem starken Fokus auf angemessene Lebensgrundlagen geht das Programm auch Probleme wie Klimaresilienz, Menschenrechte, Geschlechtergerechtigkeit und die Integration Jugendlicher an.
Die Mission der Rainforest Alliance ist es, durch die Nutzung sozialer und marktwirtschaftlicher Kräfte eine nachhaltigere Welt zu schaffen, um die Natur zu schützen und das Leben von FarmerInnen und Waldgemeinschaften zu verbessern. Wir streben soziale, ökonomische und ökologische Verbesserung als untrennbare Bestandteile eines größeren Ziels der Nachhaltigkeit an. Nach dem Zusammenschluss von Rainforest Alliance und UTZ im Jahr 2018 arbeiten wir seit mehr als einem Jahr daran, auf den Stärken der Zertifizierungsprogramme von Rainforest Alliance und UTZ aufzubauen, um unser neues Zertifizierungsprogramm 2020 zu erschaffen, das im Juli 2021 in Kraft tritt. Unser neuer Standard enthält ‘unabdingbare Kriterien’ in allen drei Bereichen — Anforderungen, die landwirtschaftliche Betriebe und Akteure der Lieferkette erfüllen müssen, um die Zertifizierung zu erhalten und aufrechtzuerhalten —und geht einen neuen, ehrgeizigen Weg, kontinuierliche Verbesserung auch messbar zu machen.
Unterschiedliche Herangehensweisen, um LandwirtInnen ein besseres Einkommen zu verschaffen
Die Verbesserung der Existenzgrundlagen von LandwirtInnen ist ein wichtiges Ziel für die Rainforest Alliance, ebenso wie für viele andere Organisationen, die Zertifizierungsprogramme anbieten. Unser Ansatz ist ganzheitlich und konzentriert sich darauf, LandwirtInnen beim Aufbau ihres Geschäfts zu helfen, so dass es profitabler und resilienter wird. Dies erreichen wir durch Schulungen in Farmmanagement, Finanzkompetenz und Marktzugang. Wir fördern außerdem einen Ansatz der geteilten Verantwortung, der Unternehmen dazu aufruft, ihren Teil beizutragen.
Die Anforderung zusätzlicher Barzahlungen für zertifizierte Erzeugnisse ist eine wichtige Facette unseres Zertifizierungsprogramms 2020. Unser neues Programm verpflichtet KäuferInnen dazu, einen Nachhaltigkeitsbonus zu zahlen. Dabei handelt es sich um eine obligatorische zusätzliche Barzahlung an zertifizierte landwirtschaftliche Betriebe – über den Markpreis hinaus und ergänzend dazu. Diese Zahlung ist so gestaltet, dass ihre Verwendung absolut frei von Beschränkungen oder Anforderungen ist. Der Betrag des Nachhaltigkeitsbonus ist nicht festgelegt, doch für einige Hauptkulturpflanzen geben wir genauere Hinweise, wie die Höhe des Bonus zu bestimmen ist. Im Kakaoprogramm führen wir ab Juli 2022 einen Mindestnachhaltigkeitsbonus ein.
Darüber hinaus führen wir die Anforderung von Nachhaltigkeitsinvestitionen für KäuferInnen ein, die Geld- oder Sachinvestitionen an LandwirtInnen zahlen müssen – je nach den Bedürfnissen, die in ihren Investitionsplänen festgehalten wurden. Diese Investitionen sind nicht nur für die Einführung unseres Zertifizierungsschemas wesentlich, sondern auch für fortwährende nachhaltige Verbesserungen. Außerdem steht so die Expertise und die Stimme der LandwirtInnen im Mittelpunkt unserer fortwährenden Bemühungen, eine gerechtere Lieferkette zu schaffen. Im Allgemeinen ist der Betrag der Nachhaltigkeitsinvestitionen nicht festgelegt, mit Ausnahme einiger Sektoren wie zum Beispiel Bananen und andere Früchte.
Der Ansatz des Nachhaltigkeitsbonus und der Nachhaltigkeitsinvestitionen der Rainforest Alliance kann nicht direkt mit der Fairtrade-Prämie verglichen werden, da sie auf unterschiedlichen Herangehensweisen beruhen. Weitere Informationen über die Fairtrade-Prämie finden sich auf der Webseite von Fairtrade.
Sowohl verantwortliche Geschäftspraktiken als auch nachhaltige landwirtschaftliche Methoden sind der Schlüssel, um die Existenzgrundlagen von LandwirtInnen zu verbessern. Mit dem Nachhaltigkeitsbonus und den Nachhaltigkeitsinvestitionen rufen wir Unternehmen dazu auf, den Preis für Nachhaltigkeit anzuerkennen sowie in nachhaltigere Produktion zu investieren und diese zu belohnen. Darüber hinaus helfen die strengen ökologischen Kriterien in unserem neuen Standard den LandwirtInnen beim Aufbau von Klimaresilienz sowie beim Schutz von Bodengesundheit, Gewässern, tropischen Wäldern und des gesamten Ökosystems, die alle für den Pflanzenbau lebenswichtig sind.