Wie die Rainforest Alliance die EUDR-Compliance vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum Einzelhändler unterstützt

InhaberInnen von Betriebszertifikaten mit Kakao und/oder Kaffee in ihrem Zertifizierungsrahmen können sich an spezifischen Kriterien orientieren, die den EUDR-Anforderungen entsprechen, und ihre Geodaten hochladen. Unternehmen werden aufgefordert, aktiv mit ihren landwirtschaftlichen Lieferanten zusammenzuarbeiten. InhaberInnen von Betriebszertifikaten sollen zeitnah sicherstellen, dass die notwendige Datenerfassung und -übermittlung zügig umgesetzt wird. Die Rainforest Alliance wird zu diesem Zweck auch vor Ort Unterstützung leisten.  

Unternehmen sind rechtlich dafür verantwortlich, die EUDR in ihrer gesamten Lieferkette umzusetzen. Und obwohl es eine große Übereinstimmung zwischen den Anforderungen des Rainforest Alliance 2020 Standard für nachhaltige Landwirtschaft und denen der EUDR gibt, liegen einige kleine, aber entscheidende Unterschiede zwischen den beiden Rahmenwerken vor. Daher können von der Rainforest Alliance zertifizierter Kakao und Kaffee nicht automatisch als EUDR-konform angesehen werden . Unser Zertifizierungsprogramm ist jedoch mit einer Vielzahl von Instrumenten ausgestattet, die Unternehmen kostenfrei zusätzliche Informationen auf dem Weg zur Konformität mit der EUDR bereitstellen können, insbesondere für unsere zertifizierten Partner in der Lieferkette.

Die Rainforest Alliance tretet mit den InhaberInnen von Betriebszertifikaten in Kontakt. Diese werden dann informiert, was sie in Bezug auf die selbst gewählten EUDR-Kriterien künftig beachten müssen. Dieser Prozess wird durch gezielte Schulungen anschließend ergänzt. Außerdem werden wir mit unserem Associate Trainers Network (ATNs) und den Zertifizierungsstellen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass sie die InhaberInnen von Betriebszertifikaten bei der Umsetzung und Prüfung anhand der selbst gewählten Kriterien unterstützen  

Der Rainforest Alliance 2020 Standard für nachhaltige Landwirtschaft (siehe Anhang Kapitel 6: Umwelt) berücksichtigt derzeit in zwei Fällen die „geringfügige Umwandlung“ von Flächen für landwirtschaftliche Nutzung:  

1. „Geringfügige Umwandlung“, die bereits nach dem 1. Januar 2014 erfolgt ist. Diese ist auf 1 % der gesamten Betriebsfläche (und bei Erzeugergruppen auf die Gesamtfläche der gesamten Gruppe) oder auf maximal 10 Hektar zu begrenzen, je nachdem welcher Wert kleiner ist. In solchen Fällen muss die/der InhaberIn von Betriebszertifikaten einen Wiederherstellungs-/Entschädigungsplan aufstellen.  
2. Geplanter Umbau geringen Umfangs für Infrastruktur, die für landwirtschaftliche oder Verarbeitungsanlagen unerlässlich ist. Dieser muss auf 1% der gesamten zertifizierten Landfläche begrenzt sein und muss von der Rainforest Alliance vorab genehmigt werden.  

Sofern eine Flächenkonversion (Entwaldung) nach dem 31. Dezember 2020 erfolgt ist, dürfen InhaberInnen von Betriebszertifikaten, die die EUDR-Kriterien in RACP auswählen, nicht mehr von der unter Punkt eins oben genannten „geringfügigen Umwandlung“ Gebrauch machen. 

Wir fordern Unternehmen auf, so schnell wie möglich ein Gespräch mit ihren landwirtschaftlichen Lieferanten zu führen, um zu ermitteln, ob diese in der Lage sind, ein „Identity Preserved“- oder „Mixed Identity Preserved“-System zu implementieren. Die Verfügbarkeit von Rainforest Alliance-zertifiziertem Kakao, der über dieses segregierte Beschaffungsmodell bezogen werden kann, hängt von den Lieferanten eines jeden Unternehmens ab. Sämtlicher Rainforest Alliance-zertifizierter Kakao wird von InhaberInnen von Betriebszertifikaten als „Identity Preserved“ erworben. Anschließend entscheidet jeder Akteur in der Lieferkette, wie dieser Kakao weiterverkauft wird.   

Das Zertifizierungsprogramm der Rainforest Alliance verwendet eine Kombination aus Satellitenkartierung und feldbasierten Audits durch Dritte, um Risiken für Entwaldung einzugrenzen oder tatsächliche Verstöße festzustellen.  
 
InhaberInnen von Betriebszertifikaten stellen während des Prozesses der Zertifizierung und Registrierung Geodaten zur Verfügung, die als Eingabe für eine Risikobewertung der Entwaldung verwendet werden. Die Ergebnisse dieser Bewertung werden mit InhaberInnen von Betriebszertifikaten und der Zertifizierungsstelle, die das Audit durchführt, geteilt. Bei der Prüfung einer Erzeugergruppe muss der Prüfer eine Liste von Mitgliedern erstellen, die auf der Grundlage der Entwaldungs-Risikobewertung besucht werden. Der Prüfer besucht dann diese landwirtschaftlichen Erzeuger (einschließlich derjenigen, die als „hohes Risiko“ eingestuft wurden), um Fälle von Entwaldung nach dem 1. Januar 2014 zu identifizieren. Lesen Sie hier mehr über diesen Prozess und unsere Instrumente zur Förderung entwaldungsfreier Lieferketten.   

Die Rainforest Alliance verfügt über eigene Walddatensätze (Schicht für Schicht) in Peru, Brasilien, Ghana, Côte d’Ivoire und Indonesien. Für andere Länder werden Copernicus-Walddatensätze genutzt, die mit Global Forest Watch-Karten für Baumbestandsverluste abgeglichen werden. Wir verwenden firmeneigene KI-Fernerkundungs-Walddaten zusammen mit anderen öffentlich zugänglichen und staatlichen Datenquellen, um Entwaldungsrisiken zu kartieren. Die Kombination aus Rückverfolgbarkeit, firmeneigener KI-Waldkartierung und Auditierung bietet eine einzigartige Lösung für Kaffee- und Kakaounternehmen.

Alle InhaberInnen von Betriebszertifikaten sind verpflichtet, diese Risikobewertung der Entwaldung während des Zertifizierungsprozesses zu verwenden.  

Im Zertifizierungsprozess der Rainforest Alliance obliegt es den InhaberInnen von Betriebszertifikaten, ihre Geodaten zu sammeln und einzureichen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es notwendigerweise in der alleinigen Verantwortung der Landwirte liegt, diese Datenerhebung zu finanzieren. Die Rainforest Alliance ruft Unternehmen, die von InhaberInnen von Kakao- und Kaffeezertifikaten kaufen, nachdrücklich auf, diese Geodatenerhebung finanziell oder auf andere Weise zu unterstützen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Einhaltung der EUDR in der Verantwortung der Unternehmen liegt, die Waren auf dem EU-Markt verkaufen oder aus der EU exportieren. 

Die Rainforest Alliance wird keine zusätzlichen Kosten für Unternehmenspartner erheben, die für zertifizierte Volumen über unsere Systeme relevante Geodaten erhalten möchten. 

Die Risikobewertungen für Entwaldung und Eingriffe basieren auf Satellitenbildern. Diese sollen Anhaltspunkte für Entwaldung und Entwaldungsrisiken identifizieren, anstatt Beweise für Entwaldung oder Nicht-Entwaldung zu liefern. Im Rahmen von Überprüfungsprozessen können weitere Untersuchungen bei Rainforest Alliance-zertifiziertem Kakao und Kaffee helfen, notwenigen Kontext zu berücksichtigen. Mit dem Rainforest Alliance-Prozess haben InhaberInnen von Betriebszertifikaten die Möglichkeit, Erzeuger- und Betriebsstätten mit hohem Risiko aus ihrem Zertifizierungsumfang zu entfernen oder Betriebe hohen Risikos zu besuchen, um den erforderlichen Nachweis für Entwaldungsfreiheit zu erbringen. Dies ist Teil des internen Managementprozesses für die Zertifizierung von Erzeugergruppen.  
 
Die Rainforest Alliance wird die Ergebnisse der Risikobewertung weiter verfeinern, beispielsweise durch die kontinuierliche Verbesserung von Polygonkartierungen und die regelmäßige Aktualisierung der Risikobewertungskarten. Außerdem werden wir auch die Sicherheitsmaßnahmen für unser Zertifizierungsprogramm weiter verbessern. Diese Verbesserungen sollten dazu führen, dass es weniger falsch positive Meldungen gibt und mehr Landwirte die Möglichkeit haben, sich zertifizieren zu lassen.  

Unternehmen werden in der Lage sein auf ausgewählte Daten zuzugreifen, die sich auf ihre direkte Lieferkette beziehen. Wenn Einzelhändler von diesem Angebot Gebrauch machen möchten, müssen sie den Zertifizierungsprozess der Rainforest Alliance für die Lieferkette durchlaufen und die Rückverfolgbarkeit nach dem MultiTrace-Standard einhalten. 

Einzelhändler sollten mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten, um die Inhaber von landwirtschaftlichen Zertifikaten zu identifizieren, die sich in ihren jeweiligen Lieferketten befinden. 

Die EUDR legt fest, dass Produkte in Übereinstimmung mit lokalen Gesetzen hergestellt werden müssen. Das gilt nicht nur für relevante Gesetze zur Entwaldung, sondern auch für Gesetze zu Menschenrechten, Arbeitsrechten und anderen einschlägigen Gesetzgebungen.  

Die juristisch rechtmäßige oder anderweitig legitimierte Landnutzung ist Bestandteil der Anforderungen des 2020 Sustainable Agriculture Standards der Rainforest Alliance. (Siehe Kapitel 5: Soziales, Anforderungen 5.8.1 und 5.8.2). Obwohl Wirtschaftsprüfer verpflichtet sind, offizielle oder juristische Dokumente zu prüfen, gibt es in vielen Ländern keine Dokumentation, die als Beweis angesehen werden kann. Daher bietet das „Auditor Verification Protocol“ (ein Leitfaden für Auditoren zur Überprüfung der Konformität einzelner Anforderungen) die Möglichkeit zu überprüfen, ob Landsnutzungs- und/oder Landeigentumsstreitigkeiten anhängig sind oder nicht. 

Wie bereits im Rainforest Alliance 2020 Sustainable Agriculture Standard festgelegt, müssen alle Inhaber eines landwirtschaftlichen Zertifikats die geltenden Gesetze und Tarifverträge oder anderweitig kollektiv ausgehandelte Verträge im Anwendungsbereich des Standards einhalten. Wenn ein geltendes Gesetz, ein Tarifvertrag oder eine andere kollektiv ausgehandelte Vereinbarung strenger ist als eine Anforderung des Standards, gilt dieses Gesetz oder diese Vereinbarung, sofern das Gesetz nicht obsolet geworden ist. Wenn ein geltendes Gesetz, ein Tarifvertrag oder eine andere kollektiv ausgehandelte Vereinbarung weniger streng ist als eine Anforderung des Standards, gilt die Anforderung des Standards, sofern die Anforderung die Anwendung eines solchen Gesetzes oder einer solcher Vereinbarung nicht explizit erlaubt. (Siehe Kapitel 1: Management ). 

Alle Zertifizierungsstellen, die Audits für die Rainforest Alliance in bestimmten Ländern durchführen, müssen für jedes dieser Länder eine Bewertung des dafür relevanten Rechts durchführen, um Gesetze zu identifizieren, die sich auf Anforderung des Standards beziehen. Die Bewertung des relevanten Rechts wird jährlich von der Zertifizierungsstelle aktualisiert und an die Rainforest Alliance übermittelt. Die Zertifizierungsstelle muss diese Bewertung des relevanten Rechts ihren Auditoren zugänglich machen, damit sie die Konformität der Zertifikatsinhaber mit diesen Gesetzen überprüfen können. 

Die selbst gewählten Kriterien verlangen von den InhaberInnen von Betriebszertifikate für Kakao und Kaffee, dass sie Geolokalisierungsdaten für alle Parzellen bzw. Flächen jeweils über 4 Hektar in Form von Polygonen sammeln. Alle Geodaten müssen künftig 6 Dezimalstellen enthalten, anstatt der 4, die derzeit für die Rainforest Alliance-Zertifizierung erforderlich sind.

Diese Daten werden über die Rainforest Alliance-Zertifikation erhoben und sind Eigentum der zertifizierten Produzenten. Die InhaberInnen von Lieferkettenzertifikaten erklären sich damit einverstanden, die Verwendung dieser Daten nur im Rahmen der EUDR-Konformität zu nutzen.  

Wenn Geodaten, die mit den selbst gewählten Kriterien des EUDR übereinstimmen, im Zertifizierungsprozess eingereicht werden, wird die Rainforest Alliance die Qualität der Daten überprüfen. Danach werden die selbst gewählten Kriterien in die von den Zertifizierungsstellen durchgeführten Zertifizierungs- und Überwachungsaudits für externe Betriebe aufgenommen. Das bedeutet, dass der Auditor mit Stichproben Betriebe überprüft, um sicherzustellen, dass die vom InhaberIn von Betriebszertifikaten übermittelten Daten vollständig sind.  

Die Rainforest Alliance stellt unseren Marktpartnern die Plattform und den Zugang zu wichtigen Daten zur Verfügung, um ihre EUDR-Verpflichtungen zu erfüllen. Die Rainforest Alliance wird keine Sorgfaltspflichtenerklärung abgeben.