Die Rainforest Alliance hat sich verpflichtet, ihre Zertifizierungsprogramme kontinuierlich zu verbessern und zu stärken. Auf Basis einer zweijährigen umfassenden Analyse, wie sich Zertifizierung entwickeln muss, haben wir eine Reihe fundierter Maßnahmen aufgesetzt, um unser Kakaozertifizierungsprogramm zu verbessern. Diese Ansätze werden durch fortschrittliche Kontroll- und Überwachungs-(Monitoring) Mechanismen ergänzt.
Das Programm enthält folgende Kernbereiche:
- Phase 2 des Cocoa-Assurance-Plans (Qualitätssicherungsplan für Kakao)
- Verbesserung der Lebensgrundlage von FarmerInnen und Einführung des „Sustainability Differential“
- Beschleunigte Einführung einzelner Maßnahmen und Anforderungen als Bestandteile des neuen Zertifizierungsprogramms der Rainforest Alliance 2020
- Künftiges Massenbilanzmodell von Kakao
- Gemeinsame Verantwortung und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken
- Das neue Rainforest-Alliance-Certified-Siegel
Diese Kernbereiche werden in konkrete Maßnahmen wie folgt umgesetzt:
Cocoa-Assurance-Plan – Phase 2
Die Neuzertifizierung von Farmgruppen wird weiterhin ausgesetzt
Momentan ist der Ausbau unserer Kakaozertifizierungsprogramme von UTZ und der Rainforest Alliance in Ghana und der Elfenbeinküste ausgesetzt. Diese Pause werden wir für die Jahre 2020 bis 2021 verlängern. In der Zwischenzeit wollen wir uns darauf konzentrieren, die Qualität bei unseren derzeit zertifizierten Farmgruppen im Rahmen eines kontrollierten Wachstums zu verbessern.
Dies beinhaltet:
- ZertifikatsinhaberInnen müssen der Rainforest Alliance bis Juni 2020 GPS-Daten für den gesamten Standort ihrer Farm vorlegen;
- ZertifikatsinhaberInnen und/oder der ersten KäuferInnen in der Lieferkette müssen bis Juni 2020 Farmpolygone, sofern vorhanden, übermitteln;
- Die Rainforest Alliance wird ab 2021 Instrumente einsetzen, um Abholzung zu kartieren sowie Abholzungsrisiken zu identifizieren und zu adressieren;
- Die Rainforest Alliance wird eine Ausweitung bestehender zertifizierter Farmgruppen begrenzen: die bestehenden Gruppen dürfen, indem sie FarmerInnen aus dem gleichen geografischen Gebiet einbinden, ein maximales Wachstum von 10 Prozent verzeichnen.
Die Aussetzung wird ebenso auf neuzertifizierte Farmgruppen in Nigeria und Kamerun ausgeweitet
Wir werden den Cocoa-Assurance-Plan für Westafrika auch auf die risikobehafteten Länder Nigeria und Kamerun im Rahmen der folgenden Maßnahmen ausweiten:
- Die Ausweitung der Kakaozertifizierungsprogramme von UTZ und der Rainforest Alliance wird pausiert: Es werden keine neuen Farmgruppen aufgenommen;
- ZertifikatsinhaberInnen müssen der Rainforest Alliance GPS-Daten für den gesamten Standort ihrer Farm vorlegen, beginnend mit den Audits im September 2020;
- Die Rainforest Alliance wird eine Ausweitung bestehender zertifizierter Farmgruppen begrenzen: die bestehenden Gruppen dürfen nur expandieren, indem sie FarmerInnen aus dem gleichen geografischen Gebiet einbinden.
Einführung eines Zuweisungssystems für Zertifizierungsstellen (Certification Bodies)
- Die Rainforest Alliance wird bis Juni 2020 ein neues risikobasiertes Zuweisungssystem für Zertifizierungsstellen einführen. Das bedeutet, dass die Rainforest Alliance den ZertifikatsinhaberInnen spezifische Zertifizierungsstellen für die Durchführung der einzelnen Audits zuweisen wird;
- Die Rainforest Alliance wird ein Standard-Kostenmodell für Audits aufstellen, das unter anderem auf folgenden Faktoren basiert: Mindestdauer des Audits, Kompetenz der AuditorInnen und Stichprobenziehung bei Befragungen;
- ZertifikatsinhaberInnen müssen die Zertifizierungsstellen vor dem Audit bezahlen. Spezifische Audittermine werden den ZertifikatsinhaberInnen nicht im Voraus bekannt gegeben. Stattdessen wird lediglich ein Zeitfenster für das Audit genannt.
Das Zuweisungssystem für Zertifizierungsstellen wird zunächst in den Kakaozertifizierungsprogrammen an der Elfenbeinküste und in Ghana umgesetzt. Wenn die Maßnahme jedoch eine signifikante positive Wirkung zeigt, wird sie möglicherweise auch auf andere Zertifizierungsprogramme der Rainforest Alliance ausgeweitet.
Stärkung der Qualitätssicherung – indem die Qualität der Audits verbessert wird und kontrolliert wird, ob ZertifikatsinhaberInnen Vorschriften einhalten
- Zertifizierungsstellen werden verstärkt durch unabhängige Organisationen kontrolliert und überwacht. Vor allem werden Zertifizierungsstellen kontrolliert, deren Schwerpunkt auf der Auditierung von Farmgruppen mit höherem Risikolevel liegt – und erforderliche Verbesserungen aktiv verfolgt werden müssen;
- Zertifizierte Gruppen werden durch Mitarbeiter der Rainforest Alliance regelmäßig überwacht, um Risiken zu identifizieren und bei Bedarf zusätzlich verifizieren und unterstützen zu können.
Die Rainforest Alliance ist bestrebt, die Erkenntnisse aus diesen Maßnahmen in Zukunft auf alle ihre Zertifizierungsprogramme zu übertragen.
Investitionen der Rainforest Alliance:
Im Rahmen des Cocoa-Assurance-Plans für Westafrika wird die Rainforest Alliance:
- weitere 2,1 Millionen US-Dollar für die Umsetzung des Cocoa-Assurance-Plans für Westafrika bereitstellen;
- das Team erweitern, indem elf neue Mitarbeiter in vier afrikanischen Ländern und fünf neue Mitarbeiter in den Büros der Rainforest Alliance in Amsterdam eingesetzt werden. Diese Teammitglieder werden an der Phase 2 des Cocoa-Assurance-Plan arbeiten;
- eine Lieferketten-Analyse durch Dritte durchführen für Unternehmen, die Rohstoffe von der Elfenbeinküste beziehen. Ermittelt werden sollen Verbesserungsmöglichkeiten bei der Rückverfolgbarkeit auf der ersten Meile – und bei weiteren Risiken in der Lieferkette wie etwa Abholzung und Kinderarbeit;
- 5 Millionen US-Dollar bereitstellen, um Rainforest-Alliance-zertifizierte FarmerInnen und ZertifikatsinhaberInnen dabei zu unterstützen, neue Standard- und Qualitätssicherungs-Anforderungen umzusetzen;
- neue IT- und Datensysteme für die internen Managementsysteme der ZertifikatsinhaberInnen implementieren, die im Rahmen des neuen Standards ab 2021 eingeführt werden;
- neue IT-basierter Tools für die Rückverfolgbarkeit auf der ersten Meile einführen.
- Die Rainforest Alliance stellt einen auf drei Jahre angelegten afrikanischen Kakaofonds (Africa Cocoa Fund, ACF) in Höhe von fünf Millionen Dollar. Der Fonds unterstützt KakaofarmerInnen und trägt zum Schutz der Regionen in West- und Zentralafrika bei. Ziel des Fonds ist es, einen langanhaltenden und messbaren, positiven Einfluss auf die afrikanischen Farmgemeinden zu haben. Dazu werden insbesondere die KakaofarmerInnen unterstützt, die bei der Umsetzung unseres Zertifizierungsstandards für nachhaltige Landwirtschaft am meisten Hilfe benötigen. Um weitere positive Auswirkungen zu erzielen, unterstützt der ACF zusätzliche Nachhaltigkeitsprojekte für KakaofarmerInnen und ihre Regionen, die über unsere Zertifizierungsanforderungen hinausgehen.
Die Bekämpfung der Abholzung tropischer Wälder
Abholzung ist eines der größten Probleme im westafrikanischen Kakaosektor. Denn von Armut bedrohte FarmerInnen dringen auf der Suche nach fruchtbarerem Land in geschützte Wälder vor. Die Abholzung wird außerdem durch eine historisch bedingte, mangelnde Durchsetzung von Vorschriften und Gesetzen bestärkt. Die Rainforest Alliance erlaubt keine Zertifizierung von Kakaofarmen in Waldschutzgebieten, es sei denn, die FarmerInnen und Gruppen haben die Erlaubnis der nationalen Regierung. Im Rahmen unserer laufenden Bemühungen gegen die Abholzung von tropischen Wäldern ergreift die Rainforest Alliance konsequente Maßnahmen, um das Risiko der Abholzung in zertifizierten Lieferketten zu erkennen und anzugehen.
Im Jahr 2019 haben wir von allen UTZ- und Rainforest-Alliance-zertifizierten Gruppen in der Elfenbeinküste und in Ghana verlangt, GPS-Standorte für mindestens 50% der Farmen anzugeben, um zu überprüfen, ob diese in Schutzgebieten oder Zonen liegen, die von Abholzung bedroht sind. Die Rainforest Alliance hat die GPS-Daten der zertifizierten Gruppen in der Elfenbeinküste und in Ghana anhand von der jeweiligen Landesregierung bereitgestellten Karten über ihre Waldschutzgebiete analysiert und ermittelt dadurch, wie hoch das Risiko einer Vorschriftenverletzung in den Schutzgebieten ist. Die GPS-Punkte wurden darüber hinaus darauf analysiert, wie viel Baumbestand seit 2015 verloren gegangen ist. Dabei wurden die aktuellen Waldbestände mit den Waldbeständen aus den Karten der Global Forest Watch aus dem Jahre 2015 verglichen.
Im April 2019 stellten wir fest, dass in 84 Farmgruppen Land in Waldschutzgebieten bewirtschaftet wird. Bis Januar 2020 wurde ihre Anzahl auf fünf reduziert und wir arbeiten kontinuierlich daran, diese Zahl noch weiter zu senken. Ab dem Jahr 2020 sind alle zertifizierten Farmgemeinden dazu verpflichtet für alle ihre FarmerInnen GPS-Daten zu liefern. Werden die erforderlichen GPS-Informationen nicht übermittelt, suspendiert die Rainforest Alliance die ZertifikatsinhaberInnen – so auch geschehen im April 2020. Dort hat die Rainforest Alliance 30 ZertifikatsinhaberInnen aufgrund mangelnder GPS-Daten suspendiert.
Zudem stellten wir im Mai 2020 allen zertifizierten Farmgruppen in Ghana und der Elfenbeinküste Karten zur Verfügung, auf denen anhand von GPS-Punkte aufgezeigt wird, wie hoch das Risiko ist, dass sie in geschütztes Gebiet eindringen oder dieses abholzen. Darauf aufbauend gaben wir Handlungsempfehlungen, die das Risiko der Abholzung und des Vordringens in geschützte Waldgebiete minimieren sollen. Die Karten werden auch den AuditorInnen zur Verfügung gestellt, damit diese während des jährlichen Auditprozesses überprüfen können, ob die Farmgruppen die identifizierten Probleme angegangen sind. Bei denjenigen Gruppen bei denen festgestellt wurde, dass sie ein Risiko für den Schutz der Waldgebiete darstellen könnten, prüfen die Monitoring-MitarbeiterInnen der Rainforest Alliance fortlaufend, ob Gegenmaßnahmen ergriffen worden sind.
Nächste Schritte bis zum Jahr 2021 und danach
Auf Basis der Erkenntnisse, die wir aus der Umsetzung des Cocoa-Assurance-Plans für Westafrika ziehen, werden wir 2021 relevante Maßnahmen auf weitere zertifizierungsbezogene Schwerpunktsektoren und Regionen übertragen.
Sustainability Differential
Die Rainforest Alliance führt im Rahmen des neuen Zertifizierungsprogramms 2020 ein obligatorisches Sustainability Differential ein. Dieses wird ab 2021 allen von der Rainforest Alliance zertifizierten KakaofarmerInnen zu Gute kommen.
Beschleunigte Einführung einzelner Maßnahmen und Anforderungen als Bestandteile des neuen Zertifizierungsprogramms der Rainforest Alliance 2020
Im Juni 2020 werden wir unser neues Zertifizierungsprogramm veröffentlichen. Es umfasst einige neue Anforderungen, die ab Mitte 2021 verpflichtend sind. Als Teil der neuen Maßnahmen zur Stärkung unserer Kakaozertifizierungsprogramme werden wir einige dieser Anforderungen bereits bis Oktober 2020 umsetzen:
- Rainforest-Alliance-zertifizierte Farmgruppen sind verpflichtet, ein Überwachungs- und Abhilfesystem für Kinderarbeit einzuführen (Child Labor Monitoring and Remediation System);
- Die Doppel-Zertifizierung einer Kakaofarm (UTZ und Rainforest Alliance) ist für Westafrika nicht mehr möglich.
Künftiges Massenbilanzmodell von Kakao
Ab dem 3. Quartal 2020 werden wir einen Massenbilanzansatz einführen, der dem Herkunftsland entspricht.
Gemeinsame Verantwortung und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken
Die Rainforest Alliance ist bestrebt, dass Verantwortung von allen Beteiligten einer Lieferkette gemeinsam übernommen wird. Daher wollen wir die Dynamik innerhalb eines bestehenden Lieferkettensystems grundlegend verändern, indem die Verantwortung geteilt wird, wie Nachhaltigkeit auf allen Ebenen (vom Feld bis zum Unternehmen) verbessert werden kann. In diesem Rahmen werden wir folgende Maßnahmen für alle Zertifizierungsprogramme der Rainforest Alliance einführen:
- Die ersten KäuferInnen in der Lieferkette müssen über die jährlichen Zertifizierungsinvestitionen in bestimmten Bereichen Rechenschaft ablegen. Die jeweiligen Einzelheiten werden noch festgelegt, werden aber voraussichtlich folgende Maßnahmen umfassen: Einführung eines digitalen internen Managementsystems, Einführung eines Überwachungs- und Abhilfesystems für Kinderarbeit (Child Labor Monitoring and Remediation System), Analyse von GPS-Daten und Audit-Kosten. So erhalten Akteure der Lieferkette Daten, um eine bessere Risikominderung und Risikoreporting durchzuführen und gezieltere Beschaffungs-Kennzeichnungen vorzunehmen;
- Die Rainforest Alliance ermöglich eine transparentere Nachweispflicht über das „Sustainability Differential“ in der gesamten Lieferkette.
Das neue Rainforest-Alliance-Certified-Siegel: (zuerst für Kakao, aber relevant für alle Sektoren)
Das modernisierte Rainforest-Alliance-Certified-Siegel, das Unternehmen künftig auf ihren Produktverpackungen nutzen sollen, wird in Kürze fertiggestellt. Folgende weitere Maßnahmen werden wir zur Stärkung unserer Kakaozertifizierungsprogramme durchführen:
- Wir beschleunigen die Einführung des neuen Siegels für Rainforest-Alliance-Certified-Kakaoprodukte. Um das neue Siegel zu nutzen, müssen jedoch die neuen Farm- und Lieferketten-Anforderungen, wie oben beschrieben, erfüllt werden;
- Bis Mitte April 2020 informieren wir Unternehmen über das neue Siegel und stellen ihnen Verwendungsrichtlinien sowie technische Leitfäden zur Verfügung;
- Wir erlauben den Verkauf von Produkten mit dem neuen Siegel ab dem 1. September 2020;
- Ab dem 1. September 2020 können Unternehmen keinen Genehmigungsantrag zur Verwendung des bestehenden Rainforest-Alliance-Certified-Siegels sowie für das bestehende UTZ-Label einreichen.
- Eine Kommunikations-Kampagne rund um das neue Siegel und das Zertifizierungsprogramm wird im September 2020 starten.