Bei der Rainforest Alliance glauben wir, dass der einzige Weg zu einer nachhaltigen Welt ein ausgeglichener Weg ist – eine gemeinsame Reise, bei der sowohl die Vorteile als auch die Risiken von Nachhaltigkeit gerecht über die Lieferkette verteilt sind. Deshalb ist eine Verpflichtung zu geteilter Verantwortung ein Eckpfeiler des Zertifizierungsprogramms der Rainforest Alliance.
Als wir im Jahr 2020 unseren verstärkten Standard für nachhaltige Landwirtschaft veröffentlicht haben, haben wir zwei Mechanismen für Käufer von Rainforest-Alliance-zertifizierten Rohstoffen eingeführt, mit denen ErzeugerInnen finanziell unterstützt werden sollten: den Nachhaltigkeitsbonus (NB) und Nachhaltigkeitsinvestitionen (NI). Unser Ziel war, die Anwendung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken zu fördern und zu belohnen, indem wir ErzeugerInnen gebeten haben, zu definieren, welche Investitionsunterstützung sie benötigen. Diese Innovationen waren kühn und ehrgeizig. Sie wurden entwickelt, um die Verhandlungsposition von ErzeugerInnen zu stärken und Unternehmen die Auswirkungen ihrer Investitionen zu verdeutlichen und gleichzeitig stärkere Nachhaltigkeitsverpflichtungen in der gesamten Lieferkette voranzutreiben. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre haben wir wertvolle Erkenntnisse gesammelt, die wir nutzen, um unseren Ansatz für geteilte Verantwortung zu überprüfen und zu stärken.
Zuhören, Lernen, Anpassen: Unser Engagement für kontinuierliche Verbesserung
Im Jahr 2023 haben wir eine tiefgreifende Bewertung unseres Standards für nachhaltige Landwirtschaft aus dem Jahr 2020 in Auftrag gegeben, um die Wirksamkeit des NB und der NI beim Fördern verantwortungsbewusster Lieferketten zu überprüfen. In der Studie wurden Datenanalysen, Befragungen globaler Interessenvertreter und Fallstudien angewendet, um zu untersuchen, wie gut diese Mechanismen funktioniert haben.
Durch diesen umfassenden Beratungs- und Überprüfungsprozess haben wir herausgefunden, dass unser Ansatz, der entwickelt wurde, um systemische Änderungen voranzutreiben, in einigen Sektoren gut mit den Branchenbedingungen im Einklang war, in anderen aber nicht. Um ihm allgemein effektiver zu machen, vereinfachen wir das Modell, sodass es nutzerfreundlicher wird und besser für die Realitäten verschiedener Märkte geeignet ist. Das Ziel ist, dabei zu helfen, mehr Geldmittel zu den ErzeugerInnen zu lenken.
Im Folgenden lesen Sie mehr über die Ergebnisse dieser Neukalibrierung und finden eine Skizzierung unseres neuen Ansatzes für geteilte Verantwortung.
Auf einen Blick: Ab Oktober 2025 geltende Änderungen
Unser neuer Ansatz für geteilte Verantwortung wird offiziell im Oktober 2025 mit Version 1.4 unseres Standards für nachhaltige Landwirtschaft herausgegeben. In den kommenden Monaten wird die Rainforest Alliance alle betroffenen Beteiligten durch den Übergang leiten.
Vereinfachte Terminologie: Wir haben uns die Rückmeldungen zu Herzen genommen, dass Beteiligte die Bezeichnungen „NB“ und „NI“ unnötig kompliziert fanden. Deshalb nutzen wir in Zukunft die Bezeichnung „Prämie“.
Rationalisierung von Investitionen: Wir haben Investitionen, die vorher durch NB und NI getätigt wurden (Finanz- und Sachleistungen) zu einer einzigen, vereinfachten Prämie nach Menge zusammengefasst.
Verhandelbare Prämien: Für die meisten Sektoren wird der Prämienbetrag zwischen ErzeugerInnen und Unternehmen ausgehandelt (wie es vorher mit NB und NI der Fall war). Für Kakao, wo es vorher einen festen Mindest-NB gab, wird es weiterhin eine entsprechende Mindestprämie geben. Für Frischobst, wo es vorher eine Mindest-NI gab, kann dieser Betrag nun als Teil der Gesamtprämie ausgehandelt werden. Diese Änderung gibt ErzeugerInnen mehr Flexibilität, um Prämien an ihre tatsächlichen Kosten anzupassen. Für Tee wird die Prämie weiterhin durch markenbasierte Unternehmensverpflichtungen bestimmt.
Nutzerfreundliche Datenerfassung: Prämienanforderungen und die zugehörige Datenerfassung wurden vereinfacht (siehe Details im untenstehenden Abschnitt „Änderungen unserer Anforderung an die Lieferkette“).
Direkte Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe: Für Unternehmen, die sich über Prämienzahlungen hinaus engagieren und spezifische Investitionen in landwirtschaftliche Betriebe oder Kooperativen tätigen möchten, die nicht in Zusammenhang mit Mengen stehen, entwickeln wir Mechanismen, mit denen diese Investitionen außerhalb unseres Standards für nachhaltige Landwirtschaft getätigt werden können. Die ersten Versionen dieser Mechanismen werden 2025 herausgebracht.
Einsatz für geteilte Verantwortung: Da ErzeugerInnen höhere Kosten aufgrund der globalen Inflation haben, ist dies ein guter Moment, die allgemeinen Prämienhöhen neu zu bewerten. Die Daten, die wir über diese neuen Prämien sammeln, werden uns dabei helfen, neue Trends und tatsächliche Beiträge zugunsten von Kooperativen und ErzeugerInnen zu verstehen. Die Überwachung der Wirksamkeit unseres neuen Ansatzes wird uns wertvolle Erkenntnisse liefern, während wir weiterhin für geteilte finanzielle Verantwortung und Nachhaltigkeit einstehen.
Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Änderungen an unseren Anforderungen an die Lieferkette und landwirtschaftliche Betriebe.
Änderungen unserer Anforderungen an die Lieferkette
Wo vorher ein Mindest-NB-Betrag festgelegt war (wie bei Kakao aufgrund von vorherigen Vereinbarungen mit dem Ghana Cocoa Board und dem Conseil du Café-Cacao in Côte d´Ivoire), werden wir einen entsprechenden Mindestprämienbetrag beibehalten. In Sektoren, die einen Mindest-NI-Betrag hatten (z. B. bei Frischobst), wird der Prämienbetrag nun jedoch verhandelbar sein. Für Tee wird der Prämienbetrag weiterhin markenbasiert durch Unternehmensverpflichtungen bestimmt.
Wir haben unsere Datenberichterstattungs-Anforderungen deutlich vereinfacht. In Zukunft müssen nur die zwischen Unternehmen und InhaberInnen von Betriebszertifikaten vereinbarten Prämien gemeldet werden. Dies sollte über die Rainforest-Alliance-Rückverfolgbarkeitsplattform erfolgen.
Alle Prämienzahlungen müssen nun in Finanzleistungen und dürfen nicht mehr in Form von Sachleistungen (wie es vorher bei NI-Zahlungen der Fall war) erbracht werden. Wie vorher müssen Unternehmen über Verträge oder unterzeichnete Vereinbarungen mit InhaberInnen von Betriebszertifikaten verfügen, in denen die zu zahlenden Prämienbeträge sowie die Zahlungsbedingungen pro Zeitraum/Zyklus festgelegt sind.
Änderungen unserer Anforderungen an landwirtschaftliche Betriebe
ErzeugerInnen und Kooperativen müssen keine detaillierten Verwendungsnachweise mehr direkt an die Rainforest Alliance senden. Sie müssen jedoch immer noch Aufzeichnungen führen und dafür sorgen, dass die Geldmittel ErzeugerInnen und ArbeiterInnen zugute kommen. Die Aufzeichnungen werden von Zertifizierungsstellen geprüft, um die Konformität zu überprüfen. Bei diesem Ansatz wird anerkannt, dass ErzeugerInnen und Kooperativen am besten einschätzen können, wie diese Geldmittel einzusetzen sind, um ihre speziellen Bedürfnisse zu erfüllen.
Betriebsleitungen müssen weiterhin zwischen Unternehmen und InhaberInnen von Betriebszertifikaten vereinbarte Prämienbeträge dokumentieren und darüber Bericht erstatten. Dies muss über die Rainforest-Alliance-Rückverfolgbarkeitsplattform erfolgen, und dies ist der einzige Datenpunkt zum Thema Prämien, den wir zukünftig erfassen. Darüber hinaus müssen Unternehmen Prämien ab jetzt in Form von Finanzleistungen und nicht in Form von Sachleistungen an InhaberInnen von Betriebszertifikaten entrichten. InhaberInnen von Betriebszertifikaten müssen Prämienzahlungen an Mitglieder von Kooperativen ebenfalls in Form von Finanzleistungen entrichten.
Vorher mussten Betriebsleitungen von Kooperativen 100 Prozent des NB-Betrags an die Mitglieder der Kooperative weitergeben. In Version 1.4 unseres Standards muss das Management von Kooperativen mindestens 40 Prozent der Prämie in Form von Finanzleistungen an die Mitglieder der Kooperative verteilen und kann die übrigen Prämienzahlungen nutzen, um sie in Verbesserungen des Kooperativenmanagements zu investieren. Bei Kakao-ZertifikatsinhaberInnen in Côte d'Ivoire müssen 50 Prozent der Prämie an Mitglieder der Kooperative gezahlt werden, und 50 Prozent können für Investitionen in die Leitung der Kooperative genutzt werden.
Jetzt ist Zeit zu handeln
Märkte haben das Potential, die schnellsten und skalierbarsten Triebkräfte für Veränderungen zu werden. Deshalb machen wir es mit unserem neuen Ansatz für geteilte Verantwortung Rainforest-Alliance-zertifizierten ErzeugerInnen einfacher, bestätigte Prämien von ihren KäuferInnen zu erhalten, und erschaffen gleichzeitig die finanzielle Transparenz, die benötigt wird, um langfristig umfassendere Transformationen anzustoßen.
Gleichzeitig erkennen wir an, dass Zertifizierung ein erster Schritt ist. Die Rainforest Alliance appelliert an Unternehmen, ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit als ein „Rennen zum Gipfel“ zu sehen – eines, bei dem wir alle einander anspornen, über uns hinauszuwachsen, zum Wohle von Mensch und Natur.
Egal ob Sie ein Unternehmen sind, das in ErzeugerInnen investiert, ob Sie verantwortungsbewusste Beschaffung in Ihre Lieferkette integrieren, oder ob Sie VerbraucherIn sind und informierte Entscheidungen treffen – zusammen können wir ein landwirtschaftliches System erschaffen, dass die Menschen hinter unseren wichtigsten Produkten wertschätzt und die Zukunft der Landwirtschaft für die kommenden Generationen stärkt.