Wenn wir die Klimakrise noch aufhalten möchten, müssen wir unsere Welt umkrempeln. Um die Erderwärmung auf 1,5°C zu beschränken — über diesem Wert spricht die Wissenschaft von einem ‘multiplen Systemkollaps’, — müssen wir einen Wandel in der Nahrungsmittelproduktion, in der Bodenbewirtschaftung, den Energiebranchen, im Transport, im internationalen Handel und in unserer Konsumkultur selbst hinbekommen.
Angesichts der Größe und Dringlichkeit dieser Aufgabe ist es nicht verwunderlich, dass die Öko-Angst immer mehr um sich greift (vor allem unter jungen Leuten, für die ja unvorstellbar viel auf dem Spiel steht). Wer in der Klimakrise an vorderster Front kämpft, weiß: Das beste Gegenmittel gegen Angst ist Aktion. Wenn es jedoch um etwas so Gewaltiges und Komplexes wie den Klimawandel geht, ist es bisweilen schwer, die Aufmerksamkeit zu bündeln. Macht es wirklich einen Unterschied, wenn der Einzelne sein Leben ändert, oder liegt die Macht eigentlich nur bei Regierungen und Unternehmen?
Glücklicherweise bieten viele Klimalösungen mehrere Ansatzpunkte von individuellen Aktionen bis hin zu breiter gestreuten, politischen Aktionen, die den Wandel in einem gesamten Sektor voranbringen können. Besser noch: Kollektives Handeln, das in der Bekämpfung von Öko-Angst sowieso am meisten Freude macht, ist der Schlüssel zu vielen der Lösungen in der Klimaaktions-Bibel von Project Drawdown. Hier folgen fünf Klimalösungen, von denen wir hoffen, dass sie als Inspiration dienen können, um sich auf individueller, kollektiver und globaler Ebene zu engagieren.
Lebensmittelabfälle reduzieren
Dieser Punkt steht seit mehreren Jahren auf den ersten fünf Plätzen im Project Drawdown, weil Lebensmittelabfälle einer der weltgrößten Verursacher von Kohlenstoffemissionen sind. Das Problem erfordert außerdem eine vielseitige Herangehensweise auf individueller, kollektiver und globaler Ebene.
Individuell: Wenn möglich, kaufe weniger Lebensmittel ein und gehe nicht so oft einkaufen. Wenn das nicht in deinen Zeitplan passt, kannst du Lebensmittelabfälle vermeiden, indem du Obst und Gemüse wählst, das sich gut einfrieren lässt. Du kannst deine Lebensmitteleinkäufe zu Hause kleinschneiden und ins Gefrierfach legen. Zusätzlicher Vorteil: Es braucht dann auch weniger Zeit bei der Zubereitung der Mahlzeiten.
Kollektiv: Finde heraus, wo bei dir vor Ort Kompost verwertet wird. Du kannst dort Lebensmittelabfälle hinbringen, mithelfen und/oder spenden.
Global: In einigen Ländern treten ganze 40% der Lebensmittelabfälle in der Lieferkette selbst auf. Das ist ein furchtbares Problem mit ganz einfachen Lösungen. Erkundige dich, welche Gesetzesinitiativen es in deinem Land gibt, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Schreibe deinen Abgeordneten, damit sie eine solche Politik unterstützen.
Pflanzenbasierte Ernährung
Eine hauptsächlich pflanzenbasierte Ernährung ist eine weitere Lösung, die immer wieder auf den ersten fünf Plätzen im Project Drawdown auftaucht. Sich (hauptsächlich) pflanzenbasiert zu ernähren ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die wir als einzelne ergreifen können. Sie hat auch ein riesiges Potential, wenn die Massen sich ihr anschließen.
Individuell: Reduziere allmählich deinen Fleischkonsum und iss mehr proteinreiche Nahrungsmittel wie Bohnen, Nüsse und Vollkorn. Wenn du Fleisch isst, betrachte es eher als Beilage und nicht als Hauptmahlzeit (zusätzlicher Vorteil: Deine Gesundheit wird sich wahrscheinlich enorm verbessern). Entscheide dich für Rainforest Alliance-zertifizierte Produkte, wenn du nicht regional einkaufen kannst, wie z.B. Kaffee, Tee, Bananen oder Schokolade. Ihre Zutaten stammen von landwirtschaftlichen Betrieben, die sich verpflichtet haben, die Wälder bei sich vor Ort zu schützen oder im Fall von Großbetrieben auch wiederherzustellen.
Kollektiv: Wenn du in einem Land lebst, in dem es zur Kultur gehört, viel Fleisch zu essen, magst du vielleicht BotschafterIn für eine pflanzenbasierte Ernährung werden. Beginne mit kleinen Einladungen zum Abendessen, bei denen du deine leckersten pflanzenbasierten Gerichte präsentieren kannst. Frag in deinen Lieblingsrestaurants nach, welche pflanzenbasierten Gerichte sie auf der Speisekarte haben. Wenn du jemanden kennst, der professionell kocht, könnt ihr gemeinsam eure FreundInnen vom Fleischkonsum abbringen, indem ihr sie mit Gaumenfreuden verwöhnt.
Global: In einigen Ländern werden die Kosten für Fleisch- und Milchprodukte durch staatliche Subventionen an die Fleisch- und Milchindustrie künstlich niedrig gehalten. So wird verschleiert, was die enorme Fleischproduktion das Ökosystem und die Menschheit wirklich kostet. Wenn du in einem solchen Land lebst, wende dich an die Abgeordneten in deinem Wohnort und bitte sie, sich gegen solche Subventionen einzusetzen.
Die Position von Mädchen und Frauen stärken
Das Project Drawdown geht davon aus, dass mehr Bildung für Mädchen und ein besserer Zugang zu Familienplanung den Kohlenstoffausstoß bis 2050 um bis zu 85,4 Gigatonnen reduzieren könnte. Bildung hilft Frauen dabei, besser auf Klimaschocks reagieren zu können. Wenn Frauen das Wissen und die Tools erhalten, die sie für die Familienplanung brauchen, hat das jede Menge Vorteile für unseren Planeten.
Individuell: Engagiere dich in Beratungs- und Ausbildungsprogrammen in deiner Gegend und unterstütze sie dabei, dass Mädchen weiter in die Schule gehen können. Wenn du dich auf einem Gebiet besonders gut auskennst, teile dein Wissen: Nur 30% aller WissenschaftlerInnen auf der Welt sind Frauen.
Kollektiv: Engagiere dich auf Kreisebene, um Bildungsinitiativen für Mädchen zu unterstützen. Unterstütze MINT-Programme für Mädchen und Organisationen, die sich dafür einsetzen, dass Frauen Zugang zu Familienplanung und Gesundheitsversorgung erhalten.
Global: Während Entwicklungsregionen Geschlechterparität in Grundschulen (fast) erreicht haben, geht die Schere bei den weiterführenden Schulen immer weiter auseinander, vor allem in Sub-Sahara-Afrika, Ozeanien sowie Süd- und Westasien. Es ist nicht weiter überraschend, dass die größten Unterschiede in den ärmsten Ländern zu finden sind. Weltweit kannst du Organisationen – darunter die Rainforest Alliance – unterstützen, die sich dafür einsetzen, dass Bildung in ländlichen Gegenden zugänglich wird.
Schutz und Wiederherstellung des tropischen Regenwaldes
Es gibt viele Gründe, Wälder zu schützen und wiederherzustellen – nicht zuletzt, weil sie Kohlenstoff binden. Das Project Drawdown schätzt, dass der Schutz von aktuell degradiertem Land und das ungehinderte natürliche Wachstum der tropischen Wälder auf 161-231 Millionen Hektar bis 2050 54,5 bis 85,1 Gigatonen Kohlenstoff binden würden.
Individuell: Kaufe Rainforest Alliance-zertifizierte Produkte, wenn du sie nicht regional einkaufen kannst, z.B. Kaffee, Bananen, Tee und Schokolade. Das Siegel mit dem grünen Frosch bedeutet, dass diese Produkte von landwirtschaftlichen Betrieben stammen, die verantwortungsvolle Methoden nutzen, um die Erträge auf schon vorhandenem Ackerland zu maximieren.
Kollektiv: Du kannst deinen persönlichen Einfluss verstärken, indem du unsere Arbeit in der Schulung von land- und forstwirtschaftlichen Gemeinschaften zu den Themen nachhaltige Bodenbewirtschaftung, Agroforstwirtschaft und Wiederaufforstung unterstützt.
Global: Unterstütze indigene und örtliche Landrechte rund um den Globus. Das ist nicht nur richtig, sondern auch besser für unser Klima. Zahlreiche Studien zeigen, dass indigene Bevölkerungsgruppen die effektivsten SchützerInnen des Waldes sind. Wir brauchen ihre Führung mehr denn je.
Agroforstwirtschaft
Einige Pflanzen, wie Kaffee und Kakao, wachsen sehr gut unter dem Schatten größerer Bäume. Laut Project Drawdown kann ein halber Hektar Agroforstwirtschaft so viel Kohlenstoff binden, wie dies auch durch Aufforstung und Waldsanierung erzielt werden kann. Der zusätzliche Vorteil ist, dass dabei auch noch Nahrung erzeugt wird.
Individuell: Kaufe Kaffee aus Schattenanbau (am liebsten Rainforest Alliance-zertifiziert) im Supermarkt. Es gibt auch einige Kräuter, die gut im Schatten wachsen. Versuche einfach mal, sie unter den Bäumen in deinem Garten anzupflanzen. Je mehr Grün, desto mehr Kohlenstoff ziehst du aus der Atmosphäre.
Kollektiv: Ermutige deine bevorzugten Kaffeelieferanten und Lieblingscafés, nur noch Kaffee aus Schattenanbau anzubieten. Auf diese Weise können die KaffeetrinkerInnen vor Ort die Agroforstwirtschaft unterstützen, ohne einen Finger rühren zu müssen.
Global: Unterstütze Organisationen, die die Agroforstwirtschaft für Kaffee und Kakao durch Schulungen und Zertifizierung fördern, darunter auch die Rainforest Alliance.